Wie geht es Kindern und Jugendlichen? |
Jugendpsychiaterin Stippel aus Hürth bei Köln spricht von einem »sensiblen Zusammenspiel zwischen Familie, Kind und Umwelt.« Die Widerstandskraft habe oftmals in der Pandemie-Situation nicht ausgereicht, um Isolation und Einsamkeit zu bewältigen. Die Fachärztin lenkt den Blick auch aufs Internet.
Sozialisierungsräume seien zu einem erheblichen Teil ins Netz verlagert und der digitale Raum sei mit Risiken behaftet, wenn keine Begleitung stattfinde, schildert Stippel, die sich im Aufsichtsrat der Stiftung Achtung!Kinderseele engagiert. Sorgen macht ihr eine häufig zu beobachtende Entwicklung zum »Selfblaming« – extreme Selbstkritik und eigene Abwertung.
Die Jugendlichen vergleichen ihren Körper, ihre Sprache, ihr Verhalten ständig mit Bildern aus dem Netz, fühlen sich unzureichend. »Und das wirklich Schwierige daran ist, dass sie sich dann aus der Scham heraus auch keine Hilfe holen oder sich sehr schwertun, ihre Belastung zu formulieren.« Viele seien derart damit beschäftigt, »richtig« zu sein nach Vorbildern aus dem Netz, dass ihre Identitätsentwicklung mit individueller Einzigartigkeit aus dem Blick gerate.
Präventionsprojekte und eine Begleitung der Familien etwa durch Erzieherinnen in den Kitas und beim Schulübergang seien wichtig, unterstreicht Stippel und verweist auch auf Angebote der Stiftung. Es brauche dringend einen Ausbau qualitativ gesicherter, gut erreichbarer und besser vernetzter Hilfsangebote, mahnt Roessner. Die Behandlung psychischer Störungen sei hochkomplex.
Expertin Schneider betont, psychische Gesundheitsförderung müsse schon ab Geburt beginnen, man solle sie in allen Lebensbereichen mitdenken, auch in der Ausbildung von Kita-Mitarbeitenden oder Lehrkräften. Und: »Dass Kinder seelisch gesund aufwachsen, ist nicht nur eine Aufgabe der Familien, sondern für die gesamte Gesellschaft.«