Wie die Kassen die Apotheken sehen |
Alexander Müller |
03.01.2025 18:00 Uhr |
Klemm sieht in den Apotheken vor Ort eine »sehr wichtige Säule der Versorgung«. Die Stärke der wohnortnahen Versorgung zeige sich bei jeder Erkältungswelle und nicht zuletzt während der Corona-Pandemie. »Von daher ist es sehr wichtig, dass Apothekenstrukturen erhalten bleiben«, so Klemm.
Gleichzeitig sieht sie eine wachsende Bedeutung des Versandhandels. »Ich denke, dass wir uns bewusst sein müssen, dass wir uns gerade in ländlichen, strukturschwachen Regionen Gedanken machen müssen, wie wir Strukturen sicherstellen, die perspektivisch eben nicht mehr nur durch Vor-Ort-Apotheken oder Ärztinnen und Ärzte sichergestellt werden können. Da brauchen wir einen guten Mix.«
Was die wirtschaftliche Situation der Apotheken betrifft, wünscht sich die BKK-Chefin mehr Transparenz. Den Kassen fehlten schlicht valide Daten, wo wirklich Apotheken fehlten oder unterstützt werden müssten – und wo es vielleicht ein Überangebot gibt. Die Kostenstruktur in Apotheken würde sich Klemm durchaus wohlwollend anschauen, aber nicht mit der Gießkanne mehr ausgeben, sondern gezielt Strukturen stärken. »Ich bin mir auch bewusst und es ist auch richtig, dass wir auch das Thema Apothekenvergütung noch mal auf die Tagesordnung setzen.«
Kritisch sieht die BKK-Chefin, dass mittlerweile rund 400 Millionen Euro im Topf für pharmazeutische Dienstleistungen liegen, die nicht abgerufen werden. Klemm würde das Geld teilweise zurückzuführen, um die Kassen zu entlasten. Gleichzeitig müsse sichergestellt sein, dass Apotheken die pharmazeutischen Leistungen erbringen können und den Katalog überarbeiten. »Ich denke da insbesondere an telemedizinische Leistungen«, so Klemm. Eine Unterstützung der Versicherten bei der Einrichtung der Elektronischen Patientenakte (EPA) würde die BKK-Chefin dagegen ungern als pDL verbucht wissen.
Insgesamt sei bei neuen Aufgaben für Apotheken zu beachten, dass Leistungen im System nicht doppelt und dreifach erbracht würden. »Wir können es uns schlicht nicht mehr leisten, einfach immer mehr Geld in das System zu schütten, in der Hoffnung, dass damit die Versorgung schon irgendwie besser wird.« Klemm könnte sich vorstellen, neue Versorgungspfade festzulegen. Gerade in der Diabetes- oder der Herz-Kreislauf-Versorgung könne man die Apotheken sehr gut einbinden.