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SSRI

Wie das »Alles-egal«-Gefühl zustande kommt

Nicht selten führt die Einnahme von Antidepressiva der Klasse der SSRI dazu, dass Patienten sich als emotional abgestumpft erleben. Eine britisch-dänische Forschergruppe ist jetzt den Ursachen dieses Phänomens auf den Grund gegangen.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 30.01.2023  09:00 Uhr

Als »emotional Blunting«, zu Deutsch etwa emotionale Abgestumpftheit, bezeichnen die Autoren eines aktuellen Artikels im Fachjournal »Neuropsychopharmacology« eine Empfindung, die sich unter der Einnahme eines selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmers (SSRI) einstellen kann. Die Seniorautorin Professor Dr. Barbara Sahakian von der University of Cambridge in Großbritannien präzisiert: »Emotional Blunting ist eine häufige Nebenwirkung von SSRI-Antidepressiva. Das könnte gewissermaßen ein Teil der Wirkung sein — sie nehmen einen Teil des emotionalen Schmerzes weg, den Patienten mit Depression erleben. Doch unglücklicherweise nehmen sie anscheinend auch einen Teil der Freude weg.«

Dass die Abgrenzung zur erwünschten antidepressiven Wirkung schwierig zu sein scheint, ist womöglich der Grund dafür, dass Abgestumpftheit oder ein vergleichbares Gefühl in der Fachinformation etwa des SSRI Escitalopram gar nicht als Nebenwirkung auftaucht. Sie wird allerdings an anderer Stelle beschrieben, etwa auf der Website gesundheitsinformation.de des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Laut einer Pressemitteilung der University of Cambridge geht man davon aus, dass zwischen 40 und 60 Prozent der Patienten unter SSRI diese Nebenwirkung entwickeln.

Weniger sensibel für Belohnungen

Zusammen mit Kollegen von der Universität Kopenhagen suchte die Gruppe um Sahakian nach den Ursachen dafür. Sie rekrutierten 66 gesunde Freiwillige, die über mindestens drei Wochen täglich entweder 20 mg Escitalopram (32 Teilnehmer) oder Placebo (34 Teilnehmer) einnahmen. Anschließend füllten die Probanden diverse Fragebögen aus und machten verschiedene psychologische Tests, die etwa das Lernen, die inhibitorische Kontrolle, die Exekutivfunktionen, das Belohnungsverhalten und die Entscheidungsfindung abprüften. Die Aufgaben ließen sich dabei entweder der sogenannten kalten Kognition zuordnen, die zum Beispiel Aufmerksamkeit und Gedächtnis beinhaltet, oder der heißen Kognition, an der auch Emotionen beteiligt sind.

Während die Probanden beider Gruppen in den Tests zur kalten Kognition nicht signifikant unterschiedlich abschnitten, gab es bei zwei Tests aus der Kategorie heiße Kognition einen Unterschied: Testpersonen, die zuvor Escitalopram eingenommen hatten, wiesen eine geringere Belohnungssensitivität auf als die Kontrollen. Belohnungsabhängiges Lernen beschreibt die Fähigkeit, durch positive oder negative Folgen der eigenen Handlungen oder entsprechendes Feedback der Umwelt dazuzulernen. Sie war bei Probanden der Escitalopram-Gruppe gemindert.

Die Forscher mutmaßen, dass die Unterschiede in der Belohnungsempfindlichkeit nicht nur die Nebenwirkung emotionale Abgestumpftheit erklären könnte, sondern auch die einzige Abweichung bei den Antworten in den Fragebögen: Teilnehmer in der Verumgruppe hatten häufiger als die Kontrollen angegeben, dass sie beim Sex Probleme hatten, zum Orgasmus zu kommen. Auch dies ist ein bekannter Nebeneffekt von SSRI: In der Escitalopram-Fachinformation werden verringerte Libido und bei Frauen Anorgasmie als häufige Nebenwirkungen genannt. Das bedeutet, dass sie bei mindestens einem von 100, aber weniger als einem von zehn behandelten Patienten auftritt.

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