Wie chronischer Stress Entzündungen verursacht |
Christina Hohmann-Jeddi |
31.05.2023 09:00 Uhr |
Stress bedeutet Cortisolfreisetzung. Eine aktuelle Arbeit befasste sich mit dem Zusammenhang von Stress und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. / Foto: Getty Images/Tharakorn Arunothai/EyeEm
Die Psyche beeinflusst auch die körperliche Gesundheit. Zu sehen ist das etwa bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, bei denen chronischer Stress Krankheitsschübe auslösen kann. Wie hier die Zusammenhänge sind, hat ein Team um Dr. Kai Markus Schneider und Professor Dr. Christoph Thaiss von der University of Pennsylvania in Philadelphia untersucht. Die Ergebnisse stellen die Forschenden im Fachjournal »Cell« vor.
Wie das Team im Mausmodell herausfand, wirken die bei anhaltendem Stress erhöhten Glucocorticoidspiegel auf die Neuronen und Gliazellen des Darmnervensystems. Dadurch entstehe eine Subgruppe von Gliazellen, die proinflammatorisch wirkten und über die Freisetzung des Botenstoffs CSF-1 (Macrophage Colony-stimulating Factor-1) eine Monozyten- und TNF-vermittelte Entzündung auslösten. Zusätzlich wirken der Publikation zufolge erhöhte Glucocorticoidlevel auf enterische Nervenzellen, die sie in einen transkriptionell unreifen Zustand versetzen. Dies führe wiederum zu Motilitätsstörungen des Darms und somit einer Verschlechterung der CED-Symptomatik.
Zusammen könnten die Pathomechanismen erklären, wie anhaltender psychischer Stress Entzündungen in der Peripherie auslösen kann, schreiben die Autoren. Die Ergebnisse legten auch nahe, dass Stressbewältigungsstrategien ein sinnvoller Teil der Behandlung von Patienten mit CED sein könnten. Die Forschenden um Thaiss spekulieren, dass Glucocorticoide, die ja auch in der Behandlung der CED eingesetzt werden, zwei Funktionen hätten: Akut wirkten sie immunsupprimierend, bei langfristig erhöhten Spiegeln könnten sie eine Inflammation in der Peripherie auslösen. Die Erkenntnisse könnten auch Bedeutung für andere entzündliche Erkrankungen etwa der Haut oder der Lunge haben, bei denen ähnliche Pathomechanismen beteiligt sind.