Der Jahreswechsel ist ein häufiger Anlass, um mit dem Rauchen aufzuhören. Oft braucht es mehrere Anläufe, bis es gelingt . / Foto: Getty Images/andriano_cz
Es gibt viele gute Gründe für einen Rauchstopp. Auch langjährige Raucher kennen sie, doch oft braucht es zusätzlich einen akuten/aktuellen Anlass, um ihn tatsächlich in Angriff zu nehmen. Der Jahreswechsel ist ein häufiger, doch es gibt zahlreiche weitere, die sich als Einstieg für ein Beratungsangebot eignen: ein Atemwegsinfekt, die Frage nach einem Folsäure-Präparat aufgrund eines Kinderwunsches oder im Rahmen der pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) bei Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen und/oder Bluthochdruck.
Apotheken können Entwöhnungswilligen in verschiedener Hinsicht beratend zur Seite stehen: mit Hintergrundwissen, mit Informationen zu unterstützenden Angeboten und mit Arzneimitteln zum Nikotinersatz, um Entzugssymptome zu überbrücken und die Entwöhnung zu erleichtern. Denn »einfach aufzuhören«, klappt oft nicht so leicht wie erhofft.
Zum einen sorgt Nicotin schon nach kurzer Zeit für das erneute Verlangen nach einer Zigarette, zum anderen sind mit dem Griff zur Zigarette viele angenehme Gewohnheiten verbunden. Inwieweit individuell jeweils körperliche Abhängigkeit und Verhaltenseinflüsse eine Rolle spielen, können Betroffene oft nicht einschätzen. Manches wird ihnen oft erst rückblickend klar. Fehlversuche, Ausrutscher und Rückfälle sind daher eher die Regel als die Ausnahme. Welche Methode/n wurde/n bereits versucht? Mit welchem Erfolg? Was hat schon einmal gut funktioniert? Was gar nicht? Dies gilt es zu klären, um gegebenenfalls bisher unbekannte Optionen aufzuzeigen.
Um den Körper langsam vom Nikotin zu entwöhnen, ohne dass belastende Entzugssymptome auftreten und das Rauchverlangen übermächtig wird, gibt es eine Reihe verschiedener rezeptfreier Arzneimittel zum Nikotinersatz. Die anfangs gewählte Dosis wird dabei über mehrere Wochen schrittweise reduziert. Welche Dosis und welche Arzneiform sich am besten eignen, richtet sich unter anderem nach dem Ausmaß der Abhängigkeit. Diese lässt sich anhand der Zahl der täglich gerauchten Zigaretten abschätzen und mittels Fagerström-Test messen.
Eine Kombination verschiedener Nikotin-Ersatzprodukte ist möglich. So eignen sich transdermale therapeutische Systeme (Nikotin-Pflaster), wenn eine kontinuierliche Abgabe erforderlich ist, um das Rauchverlangen anhaltend zu bremsen. Die zusätzliche Anwendung von Nikotin-Kaugummis oder -Lutschtabletten kann »Spitzen« mindern; als alleinige Anwendung eignen sie sich außerdem für Raucher, die ein Rauchverlangen situationsabhängig und rasch in den Griff bekommen möchten. Auch Sprays und Inhaler stehen heute zur Verfügung.
Zwar ist das Ziel ein kompletter Rauchstopp, doch nicht jeder traut sich dies auf Anhieb zu. Dann besteht die Möglichkeit, die Zahl der Zigaretten langsam zu reduzieren und diese nach und nach durch Nikotin-Ersatzprodukte (außer Pflaster) zu ersetzen. Sobald man ganz auf das Rauchen verzichten kann, wird der Nikotinersatz schrittweise reduziert.
Einige Patientengruppen sollten einen Rauchstopp jedoch zunächst nicht mit nikotinhaltigen Ersatzprodukten in Angriff nehmen. Dazu gehören Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Angina pectoris oder Herzinsuffizienz sowie (bei oralen Zubereitungen) Patienten mit gastrointestinalen Erkrankungen wie Gastritis oder Ösophagitis.
Patienten mit Diabetes mellitus sollten bei einem Rauchstopp – unabhängig von der gewählten Methode – ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren, da dieser bei einer Rauchentwöhnung stärker als gewohnt schwanken kann.
Im Blick haben sollte man außerdem Patienten, die Arzneimittel einnehmen, die über CYP1A2 verstoffwechselt werden. Rauchen induziert dieses Cytochrom-P450-Isoenzym. Wird das Rauchen aufgegeben, geht die Induktion zurück und die Plasmaspiegel der entsprechenden Wirkstoffe können steigen. Dazu gehören unter anderem Theophyllin und Clozapin.
Grundsätzlich gilt: Arzneimittel zum Nikotinersatz können die Entzugssymptome lindern, doch Verhalten ändern können sie nicht. Es braucht seine Zeit, um seine Rauchgewohnheiten abzulegen und durch gesunde Gewohnheiten zu ersetzen. Unterstützung bieten hier Programme oder Kurse, unter anderem der Krankenkassen. Informationen und Unterstützung gibt es außerdem bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.rauchfrei-info.de