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Ernährung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Wichtiger als Tabletten

Das Wichtigste kam beim Pharmacon in Schladming zuletzt: Den Abschluss des Fortbildungskongresses bildete ein Vortrag zum Thema Ernährung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese ist von herausragender Bedeutung und bildet die Basis sowohl der Therapie als auch der Prävention.
Annette Mende
29.01.2019  08:00 Uhr

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind sehr häufig die Folge einer jahrelangen Fehlernährung. Diese zu ändern, ist deshalb sowohl zur Vorbeugung als auch zur Behandlung entsprechender Erkrankungen essenziell – und gleichzeitig fast das Schwierigste überhaupt. Denn um Erfolg zu haben, muss der Patient seine Ernährung dauerhaft umstellen; der Konsum bevorzugter Lebensmittel wie Fleisch, Frittiertes oder auch Alkohol muss nicht nur vorübergehend, sondern für immer deutlich reduziert werden. Was stattdessen auf den Tisch kommen sollte, erläuterte Professor Dr. Martin Smollich vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck.

»Generell ist eine Fokussierung auf bestimmte Lebensmittel oder Mikronährstoffe nicht sinnvoll«, sagte Smollich. Die Verteufelung einzelner Nahrungsbestandteile wie Fett oder Zucker sei genauso falsch wie das Loblied auf sogenannte Superfoods wie Chiasamen oder Gojibeeren. Man müsse stets das ganze Bild sehen. Kardiologische Fachgesellschaften empfehlen deshalb ganzheitliche Ernährungskonzepte wie DASH, mediterrane Ernährung oder Nordic Diet.

DASH steht für Dietary Approach to Stop Hypertension. Das englische Wort »diet« mit »Diät« zu übersetzen, ist hier eigentlich nicht glücklich, denn unter einer Diät verstehen die meisten Menschen so etwas wie FdH, also eine stark restriktive, vorübergehende Ernährungsintervention. DASH stellt jedoch eine Dauerernährungsform dar mit reduzierter Zufuhr von Gesamtfett und gesättigten Fettsäuren, moderatem Proteinanteil und erhöhter Zufuhr von Ballaststoffen, Kalium und Magnesium. In Studien konnte gezeigt werden, dass diese Ernährungsweise den Blutdruck um durchschnittlich 11 mmHg systolisch und 6 mmHg diastolisch senkt, und zwar unabhängig vom erzielten Gewichtsverlust.

Das Gegenteil von fettarm

Fettarm ist die mediterrane Ernährung dagegen ganz und gar nicht: Sie beinhaltet pro Woche 900 bis 1000 ml Olivenöl. »Die kleinbürgerliche Angst vor Fett muss man loswerden, wenn es um mediterrane Ernährung geht«, sagte Smollich. Es gehe um die Fettqualität, nämlich ungesättigte statt gesättigter Fettsäuren, nicht um die Fettquantität. Allgemein beinhaltet die mediterrane Ernährung überwiegend pflanzliche Produkte wie Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte sowie wenig verarbeitete Lebensmittel. Mindestens dreimal pro Woche Seefisch zu essen, wie es diese Ernährungsweise ebenfalls vorsieht, »schafft in Deutschland aber unter 1 Prozent der Bevölkerung«, so Smollich. Konsequent befolgt, reduziert die mediterrane Ernährung bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankung das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.

Die Nordic Diet stellt eine Adaptation der mediterranen Ernährung dar, die Vorteile der mediterranen Ernährung mit mittel- beziehungsweise nordeuropäischen Geschmackspräferenzen verbinden soll. Beispielsweise ist das Olivenöl hier durch Rapsöl ersetzt und mediterrane Gemüse wie Aubergine, Paprika und Artischocke durch Kohl und Wurzelgemüse. Smollich zufolge wirkt sich die Nordic Diet vermutlich genauso positiv aus wie die mediterrane Ernährung, obwohl dies in Studien noch nicht bewiesen wurde.

Schmecken muss es

So sinnvoll all diese Empfehlungen sein mögen: Kaum ein Patient wird sie auf die Dauer befolgen, wenn das Essen ihm dann überhaupt nicht mehr schmeckt. Geschmackspräferenzen, Tagesablauf und Umfeld des Patienten müssten daher im Rahmen einer individuellen Ernährungsempfehlung berücksichtigt werden, so Smollich. Überhaupt noch nicht beachtet werde zurzeit, dass es abhängig vom Genotyp, der Epigenetik und der Darm-Mikrobiota verschiedene sogenannte Nutritypen gibt, die sich in ihrer Stoffwechselantwort auf den Verzehr bestimmter Nahrungsmittel teilweise stark unterscheiden. Pauschale Empfehlungen, wie sie etwa die Deutsche Gesellschaft für Ernährung macht, würden daher zunehmend durch personalisierte abgelöst, so der Referent.

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