WHO empfiehlt Lenacapavir zur HIV-PrEP |
Annette Rößler |
14.07.2025 18:00 Uhr |
Die Präexpositionsprophylaxe mit Lenacapavir zum Schutz vor einer Infektion mit dem HI-Virus erfordert lediglich zweimal im Jahr eine subkutane Injektion. / © Adobe Stock/Trsakaoe
Die Präsentation der Studienergebnisse zur Lenacapavir-(LEN-)PrEP war eines der Highlights der Welt-Aids-Konferenz vergangenes Jahr in München. Ein Jahr später findet die Konferenz zurzeit in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda, statt. Und auch dieses Mal dreht sich vieles um den ersten zugelassenen Kapsid-Inhibitor aus dem Hause Gilead.
Lenacapavir wird einmal alle sechs Monate subkutan gespritzt. Der Wirkstoff ist in der EU zugelassen zur Therapie von Menschen mit HIV-Infektion (Sunlenca®), allerdings noch nicht auf dem Markt. Die zögerliche Haltung von Hersteller Gilead in puncto Markteinführung von Sunlenca liegt sicher daran, dass das größte Potenzial von Lenacapavir im Bereich der PrEP liegt. Zur Vorbeugung einer HIV-Infektion hat der Wirkstoff allerdings in Europa, anders als in den USA, bislang keine Zulassung inne.
Sehr viel Zeit wird sich die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) mit der Bearbeitung des entsprechenden Zulassungsantrags aber wahrscheinlich nicht mehr lassen, denn die Wirksamkeit der LEN-PrEP ist unstrittig. Das hat nach der PURPOSE-1-Studie, um die es vergangenes Jahr in München ging, auch die PURPOSE-2-Studie gezeigt. Mit sexuell aktiven jungen Frauen aus Subsahara-Afrika und Männern, die Sex mit Männern haben, schlossen die beiden Studien zwei wichtige Patientenkollektive ein, die für eine medikamentöse PrEP infrage kommen.
Die Empfehlung der WHO für die zweimal jährliche Lenacapavir-Injektion als PrEP – neben anderen, bereits verfügbaren Optionen – kommt daher nicht überraschend. Die WHO möchte damit in der aktuellen Situation, in der unter anderem die Kürzung von US-Hilfsgeldern die internationalen Erfolge im Kampf gegen HIV/Aids gefährdet, auch ein politisches Zeichen setzen. »Solange es noch keine HIV-Impfung gibt, ist Lenacapavir die zweitbeste Lösung«, sagte WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die WHO werde weiter mit ihren Partnern daran arbeiten, dass diese Innovation so schnell und sicher wie möglich die Communities erreiche.