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Superspreader

Wenn wenige viele anstecken

Vieles deutet darauf hin, dass es bei SARS-CoV-2 einzelne sogenannte Superspreader gibt, die für sehr viele Ansteckungen verantwortlich sind. Das hat Konsequenzen für die Eindämmung der Pandemie.
Annette Mende
02.04.2020  16:50 Uhr

Verhalten wichtigster Faktor

Von allen äußeren Bedingungen, die SSE begünstigen können, lässt sich das Verhalten am besten beeinflussen. Verhaltensfaktoren sind beispielsweise Husten- und Niesetikette, das Aufsuchen von Gesundheitseinrichtungen und das Befolgen von Anordnungen der Behörden. Ob die Menschen solchen Anordnungen Folge leisteten, hänge stark vom kulturellen Kontext und von der persönlichen Risikoeinschätzung des Einzelnen ab, schreiben Frieden und Lee. So habe etwa in Sierra Leone eine einzige traditionelle Begräbnisfeier während der Ebola-Epidemie 28 laborbestätigte weitere Fälle nach sich gezogen. Bezogen auf Covid-19 sei es wichtig, dass die Allgemeinbevölkerung sich häufig die Hände wasche, Husten mit der Armbeuge oder einem Taschentuch abschirme und den Kontakt zu anderen minimiere. Für Beschäftigte im Gesundheitswesen sei zusätzlich eine rigorose Infektionskontrolle vonnöten.

Gesundheitseinrichtungen spielten bei der Verhinderung von SSE eine kritische Rolle, betonen die Autoren. Dort müssten Maßnahmen zur Erkennung und sofortigen Isolation von Erkrankten so schnell wie möglich implementiert und in allen Bereichen strikt eingehalten werden. Eine retrospektive Analyse habe ergeben, dass während der SARS-Epidemie bis zu dreimal mehr Menschen erkrankt wären, wenn die Eindämmungsmaßnahmen auch nur eine Woche später ergriffen worden seien (»American Journal of Epidemiology« 2004, DOI: 10.1093/aje/kwh255). Besondere Vorsicht sei bei Prozeduren wie Bronchoskopie, Intubation oder Sputumgewinnung von potenziellen Covid-19-Patienten geboten. Sie sollten möglichst in Isolationszimmern erfolgen, um eine Verteilung von Erreger-haltigem Aerosol in der Klinik zu vermeiden.

Doch auch wenn Kliniken, Arztpraxen, Pflegeheime und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesen bei der Verhinderung von SSE eine Schlüsselrolle spielen, ist auch das Verhalten der Allgemeinbevölkerung entscheidend dafür, ob beziehungsweise wie schnell es gelingen wird, die Pandemie einzudämmen. Bei der SARS-Epidemie habe erst die Kombination aus Maßnahmen in Einrichtungen und in der breiten Öffentlichkeit die Übertragung gestoppt, so Frieden und Lee. Und auch bei SARS-CoV-2 zeigten Daten aus Wuhan, dass zwar die schnelle Identifizierung und Isolation von Patienten die Infektionsrate etwas verringerte, dass aber erst infolge der flächendeckenden Beschränkungen des öffentlichen Lebens die Reproduktionszahl schnell und substanziell gesunken sei (»MedRxiv« online vorab, DOI: 10.1101/2020.03.03.20030593).

In der Phase der Mitigation, in der sich derzeit auch Deutschland befindet, ist eine komplette Eindämmung des Erregers nicht mehr möglich und es geht neben den weiter laufenden Bemühungen zur Eindämmung auch darum, größere Schäden möglichst zu verhindern. In dieser Phase sollten Tests und Maßnahmen zur Eindämmung vor allem in Umgebungen mit einem hohen Risiko für SSE erfolgen, zum Beispiel Gesundheitseinrichtungen, Heime, Gefängnisse und Obdachlosenunterkünfte, empfehlen die Autoren. Darüber hinaus müsse aber auch die Bevölkerung die nicht pharmazeutischen Interventionen befolgen.

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