Wenn das Auge in die Jahre kommt |
Mit zunehmendem Alter verliert die Augenlinse nach und nach die Fähigkeit der Akkomodation – das Sehen in der Nähe wird schlechter. / © Getty Images/Skynesher
Die Hauptursache für Alterssichtigkeit (Presbyopie) ist, dass die Augenlinse zunehmend die Fähigkeit verliert, sich an unterschiedliche Gegebenheiten anzupassen. Um ein Bild in der Ferne scharf sehen zu können, ist die Linse flach. Betrachtet man etwas in der Nähe, zum Beispiel beim Lesen, muss sie sich wölben, um das Bild scharf zu stellen. Dafür kontrahiert der Ziliarmuskel, wodurch sich die Zonulafasern, die an der Linse ansetzen, entspannen: Die Linse wird kugelförmiger.
Die Fähigkeit, die Sehschärfe in der Ferne und in der Nähe durch eine Veränderung der Linsenform flexibel anzupassen, wird Akkommodation genannt. Diese wird mit dem Alter schlechter. Das hat vor allem damit zu tun, dass die Linse mit zunehmendem Alter an Elastizität verliert.
Die Augenlinse besteht aus kristallinen Proteinen und Wasser. »Die Linsenproteine sklerosieren mit der Zeit. Sie werden steifer und härter, weshalb sich die Linse nicht mehr verformen kann«, erklärt Professor Dr. Thomas Kohnen, Direktor der Klinik für Augenheilkunde der Goethe-Universität Frankfurt, im Gespräch mit der PZ. Oft wird vermutet, dass zusätzlich der Ziliarmuskel mit zunehmendem Alter an Kraft verliert. »Man kann heute aber ziemlich sicher sagen, dass der Muskel weiter funktioniert.«
Eine Alterssichtigkeit lässt sich am einfachsten mit einer Lesebrille ausgleichen. Liegt gleichzeitig mit der Alters- auch noch eine andere Fehlsichtigkeit vor, kann eine Bifokal- oder Trifokalbrille mit scharfen Übergängen zwischen den Sehbereichen beziehungsweise eine Gleitsichtbrille mit fließendem Übergang helfen.
Mit 60 Jahren haben so gut wie alle Menschen eine Lese- oder Gleitsichtbrille. / © Getty Images/ljubaphoto
Eine bestehende Kurzsichtigkeit kann eine Alterssichtigkeit zum Teil ausgleichen. »Das lässt sich mathematisch berechnen. Wenn man aufgrund der Alterssichtigkeit +2,5 Dioptrien benötigt und eine Kurzsichtigkeit mit –2,5 Dioptrien hat, dann hebt Letztere die Alterssichtigkeit quasi auf«, erläutert Kohnen. Eine Brille für die Ferne benötige man aber trotzdem, denn man bleibe ja weiterhin kurzsichtig. »Wenn Sie etwas lesen wollen, dann müssen Sie in diesem Beispiel entweder die Brille absetzen, oder Sie haben eine bifokale Brille mit oben –2,5 und unten null Dioptrien.«
Auch Kontaktlinsen können bei Alterssichtigkeit sinnvoll sein. Bifokale Kontaktlinsen besitzen einen Bereich für die Ferne und einen für die Nähe, multifokale oder Gleitsichtkontaktlinsen ermöglichen scharfes Sehen in mehreren Bereichen. Außerdem gibt es das Konzept der Monovision. Hierbei wird das dominante Auge mithilfe der Kontaktlinse an die Ferne angepasst, das andere an die Nähe. Nach einer gewissen Zeit, in der sich das Gehirn an die Umstellung anpassen muss, lässt sich nah und fern gut sehen. Im mittleren Bereich ist die Sehschärfe allerdings beeinträchtigt. Außerdem sieht man bei Dunkelheit weniger gut, die räumliche Wahrnehmung ist schlechter und die Kontrastempfindlichkeit abgeschwächt.