Weniger Steroide dank Sarilumab |
Sven Siebenand |
31.01.2025 10:30 Uhr |
Die Polymyalgia rheumatica ist die zweithäufigste entzündlich-rheumatische Systemerkrankung bei Menschen über 50 Jahren. Frauen sind häufiger betroffen. Zu den typischen Symptomen zählen unter anderem bilaterale Schulterschmerzen. / © Adobe Stock/agenturfotografin
Die Polymyalgia rheumatica (PMR) ist die zweithäufigste entzündlich-rheumatische Systemerkrankung bei Menschen über 50 Jahren. Frauen sind häufiger betroffen. Sie tragen ein Lebenszeit-Inzidenzrisiko von 2,4 Prozent, Männer eines von 1,7 Prozent. Zu den typischen Symptomen zählen unter anderem bilaterale Schulter-Nacken-Schmerzen, geringgradiges Fieber, Abgeschlagenheit und prolongierte morgendliche Muskelsteifigkeit.
Die empfohlene Erstlinientherapie sind Glucocorticoide. Die meisten Betroffenen sprechen gut darauf an. Bei stabiler Remission wird empfohlen, die Dosis des Corticoids nach und nach bis zum kompletten Absetzen zu reduzieren. Oft kommt es jedoch zum Rezidiv, was das Ziel, die Glucocorticoid-Therapie abzusetzen, verzögert oder verhindern kann. Viele Patienten nehmen daher langfristig ein Corticoid ein, was mit den bekannten Nebenwirkungen verbunden sein kann.
Derzeit wird bei schwierig zu behandelnden Patienten in der deutschen Leitlinie von 2017 nur die Off-Label-Gabe von Methotrexat als Glucocorticoid-sparendes Medikament empfohlen. Die Datenlage zu dessen Wirksamkeit sei jedoch nicht eindeutig, heißt es in einer Pressemitteilung von Kevzara-Hersteller Sanofi. Allerdings solle demnächst ein Update der Leitlinie erscheinen, in dem auch Empfehlungen zur IL-6-Rezeptor-Inhibition bei PMR erwartet würden.
Der IL-6-Rezeptorantagonist Sarilumab war bereits seit einigen Jahren zur Therapie der mittelschweren bis schweren aktiven rheumatoiden Arthritis (RA) zugelassen. Seit Kurzem ist der Antikörper auch zur Behandlung der PMR bei erwachsenen Patienten, die auf Corticosteroide unzureichend angesprochen haben oder bei denen ein Rezidiv während des Ausschleichens der Corticosteroide auftritt, in der EU zugelassen. Die Zulassung erfolgte auf Basis der Ergebnisse der SAPHYR-Studie. Im Sarilumab-Arm befanden sich nach 52 Wochen signifikant mehr Patienten in anhaltender Krankheitsremission als unter Placebo (28 versus 10 Prozent).
Die empfohlene Dosis beträgt subkutan 200 mg einmal alle zwei Wochen in Kombination mit einer ausschleichenden Therapie mit systemischen Corticosteroiden, wonach Sarilumab als Monotherapie fortgesetzt werden kann.
Die häufigsten Nebenwirkungen bei RA und PMR sind Neutropenie, Infektionen der oberen Atemwege, erhöhte Alanin-Aminotransferase-Werte, Harnwegsinfektionen und Erythem an der Injektionsstelle.