Weniger Risiko bei Hochpreisern |
Cornelia Dölger |
16.10.2023 15:00 Uhr |
Die Apotheken seien inzwischen »so hoch verschuldet wie selten in ihrer nach Jahrtausenden zählenden Geschichte«, etwa beim Großhandel, den Rechenzentren oder den Banken. »Lange schien das niemanden zu stören. Doch allmählich schieben die tektonischen Kräfte des Marktes die Einkünfte ins Bodenlose.« Mit dem Aktionstag, den vier Apothekerverbände am 19. Oktober 2022 gestartet hatten, habe der »schwerfällige Tanker eine kleine Richtungsänderung nach Luv« bekommen, richtete Graue eine Spitze in Richtung ABDA. »Bei uns auf dem Deich nennt man das auch ‚Schafe schubsen‘.« Damit habe der Gegenwind »zumindest teilweise positiv kanalisiert werden« können. Und dennoch: »Die ersehnten überlebenswichtigen Einkommensverbesserungen jedenfalls bleiben für uns weiter in unerreichbarer Ferne.«
Der »nicht kaputtbare Unglaube« von »den Apothekerpreisen und den hohen Gewinnen« bedinge einen »Teufelskreis«, der unter anderem auf den ausbaufähigen mathematischen und ökonomischen Fähigkeiten des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) basiere, so Graue. »Wenn einmal eine Legende, ein Gerücht, eine Mär im Umlauf ist, lassen sich die Menschen gern darauf ein.«
Auch das angegriffene Verhältnis der Apothekerschaft zur Politik von Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) kam auf den Tisch. Seinen jüngsten Tiefpunkt erreichte es Ende September, als der Minister es vorzog, zuerst der FAZ über seine Pläne zur Apothekenneustrukturierung zu berichten, bevor er die Branche selbst darüber informierte. Das geschah dann, als die Nachricht bereits in der Welt war, beim Apothekertag in Düsseldorf. Dies sei »der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt«, so Graue. Er setzte Hoffnung in das Gespräch zwischen dem Minister und ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. »Es muss doch möglich sein, den Kerl vom Ross zu kriegen.« Das Treffen hatte am 13. Oktober stattgefunden, die PZ hat berichtet.
Solange die Apotheke »nur virtueller und nicht integraler Bestandteil des Gesundheitswesens bleibt«, werde es keine Verbesserung für einen Großteil der Apotheken geben, so Graue weiter. Die Selbstverwaltung könne sich kaum noch gegen »monopolartige Strukturen« wehren oder sich dagegen durchsetzen. Über die diskutierten Umverteilungspläne meinte Graue, sie seien als »Gedankenspiele« zwar erlaubt, allerdings führten sie in der Regel nicht zu brauchbaren Resultaten. Denn anders als bei den Planungen vorausgesetzt, erzielten größere Apotheken nur selten besser Ergebnisse, an denen kleinere dann partizipieren könnten.