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Artenschutz

Weniger Fledermaus-Arten, höhere Corona-Gefahr

Eine sinkende Artenvielfalt in Fledermaus-Gemeinschaften kann die Wahrscheinlichkeit für die Ausbreitung bestimmter Coronaviren erhöhen, schreiben Forschende anhand neuer Daten.
dpa
08.04.2024  15:00 Uhr

Fledermäuse enthalten viele verschiedene Coronaviren. Eine internationale Forschungsgruppe aus Deutschland, Tschechien, Australien und Ghana untersuchte mehr als 2300 Fledermäuse über einen Zeitraum von zwei Jahren in fünf Höhlen im westafrikanischen Ghana. Mit DNA-Proben bestimmten die Forscher, welche Arten in den untersuchten Populationen häufiger vorkamen und welche besonders oft mit Coronaviren infiziert waren. Außerdem sammelten sie Kotproben, die unter der Leitung des Berliner Virologen Professor Dr. Christian Drosten in der Charité auf Coronaviren untersucht wurden.

Das Team fand heraus, dass in weniger vielfältigen Fledermausgemeinschaften nur die besonders störungstoleranten Arten noch häufig anzutreffen waren. Ausgerechnet diese gehörten demnach zu den Arten, die anfälliger für bestimmte Coronaviren waren, und diese auch besser übertragen. Als Folge davon war das Infektionsrisiko innerhalb der gesamten Fledermauskolonie erhöht, berichten die Forschenden im Fachjournal «Nature Communications».

Warum störungstolerantere Arten solche Viren besser übertragen, sei allerdings eine ungelöste Frage und nicht Teil der Studie gewesen, sagte die beteiligte Biologin Dr. Magdalena Meyer vom Institut für Evolutionäre Ökologie und Naturschutzgenomik der Uni Ulm im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Beobachtet wurde dieses Phänomen unter anderem für zwei besondere Coronaviren-Varianten: für die sogenannte Alpha-CoV 229E-like Variante, die einem menschlichen Erkältungsvirus ähnelt, und für die Variante Beta-CoV 2b, die mit dem SARS-Erreger verwandt ist.

Dies bedeute allerdings nicht, dass es sich um unmittelbare Vorgänger von bei Menschen auftauchenden Viren handele, erklärte Meyer. Auch habe noch nie eine direkte Übertragung von Coronaviren von der Fledermaus auf den Menschen nachgewiesen werden können.

Die verschiedenen Fledermausarten unterschieden sich äußerlich teils nicht voneinander, weshalb winzige Gewebeproben für die DNA-Tests aus den Flügeln der Fledermäuse entnommen wurden. Für die Studie nahm das Team zudem Maße und Gewicht der Fledermäuse und ließ die Tiere anschließend wieder frei.

Zoonosen: Bei intakten Ökosystemen bestimmt geringere Gefahr

Aus Sicht der Forscherinnen und Forscher stützen die Ergebnisse das «One Health»-Konzept. Dieses sieht eine enge Verbindung zwischen Umweltschutz, Tiergesundheit und menschlicher Gesundheit. Wenn man Artenvielfalt oder Lebensräume schütze, würden auch Berührungspunkte zwischen den Arten oder Tieren und Menschen verringert, erklärte die Biologin Meyer. Krankheitserreger kämen natürlicherweise in Ökosystemen vor und meist seien Erreger und Wirt gut aufeinander angepasst.

«Es besteht grundsätzlich keine unmittelbare Gefährdung durch ein intaktes Ökosystem, sondern eben erst, wenn der Mensch eingreift und es zu Berührungspunkten kommt, wo vorher keine waren», beispielsweise durch Zerstörung der Lebensräume, Abholzung des Waldes oder auch Wildtierhandel, sagt Meyer.

Die Gemeinschaft von Fledermäusen ändert sich, wenn Arten verloren gehen, die für bestimmte Krankheitserreger suboptimale Wirte waren. Die verbleibenden, dafür anfälligen Wirte treten dadurch in einer höheren Dichte auf, erklärte Meyer. «Und wenn mehr Tiere da sind, die häufiger infiziert sind und dieses Virus besser weitergeben können, dann breitet sich der Krankheitserreger natürlich grundsätzlich in dieser Artengemeinschaft besser aus. Das heißt, Naturschutz hat eine enorm wichtige Rolle bei der Krankheitsprävention und damit eben auch für Pandemien.»

Die Forschenden wiesen auch darauf hin, dass der Schutz von Fledermäusen auch aus ökologischen Gründen wichtig sei, da sie durch die Regulation von Insektenpopulationen, das Bestäuben von Pflanzen oder Verbreiten von Samen auf vielfältige Weise im Ökosystem wirken.

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