Welche aber sind das? Die europäische Fachgesellschaft ESHRE (European Society of Human Reproduction and Embryology) prüfte 42 Zusatzleistungen, um darauf basierend Empfehlungen zu geben. Dabei bemängeln die Autorinnen und Autoren, dass keine ihrer Empfehlungen auf qualitativ hochwertige Evidenz gestützt werden könne, denn meist lägen nur Studien geringer Qualität vor. Insgesamt kommt die Gesellschaft zu dem Schluss: 37 der 42 Zusatzleistungen können nicht empfohlen werden. Einige wenige könnten in Betracht gezogen werden, oder sie werden empfohlen, aber teilweise nur für bestimmte Patientinnen-Gruppen.
Der Reproduktionsmediziner Professor Dr. Volker Ziller betont, dass es sich lohne, genau auf die Patientinnen und ihre Bedürfnisse zu schauen. Der Leiter des Schwerpunktes für Gynäkologische Endokrinologie, Reproduktionsmedizin und Osteologie am Universitätsklinikum Marburg sagt: »Das ist wie in einer Autowerkstatt: Man braucht keine neuen Felgen, wenn der Motor stottert.« Deswegen sei es fragwürdig, wenn Kinderwunschzentren allen Paaren alles anböten.
Es könne aber schon sein, dass bestimmte Patientinnen, die zum Beispiel über einen niedrigen Spiegel des Hormons Progesteron verfügen, von einer Einnistungsspritze profitierten. Auch bei anderen Add-Ons sieht er gewisse Vorteile, auch beim Time-Lapse-Verfahren.
»Das Ganze ist ein sehr komplexes und extrem schwieriges Thema«, erklärt Ziller. Die überwiegende Mehrheit seiner Kolleginnen und Kollegen führe sicherlich nur Dinge durch, von denen sie inhaltlich überzeugt seien – auch wenn die Evidenz vielleicht nur schwach sei. »Die meisten Ärzte sind schon erst mal am Wohl ihrer Patienten interessiert.«
Für viele Paare sind die Besuche bei Kinderwunschzentren sehr frustrierend. Die Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer liegt bei etwa 31 Prozent, bei älteren Frauen noch weit darunter. Oft sind also viele Versuche nötig. »Deswegen suchen viele Menschen nach Lösungen«, sagt Ziller. »Die Leute greifen nach jedem Strohhalm. Nicht nur die Patientinnen und Patienten, sondern auch die Mediziner.« Deswegen würden all diese Verfahren entwickelt.