Welche Rolle spielen die Apotheken in Hessen? |
Cornelia Dölger |
19.07.2023 15:30 Uhr |
Rhein wie Klose betonten, dass es aus den Bundesländern Gegenwind gegen Inhalte beider Gesetze gegeben habe. »Als der Bundesrat im September 2022 über das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz beraten hat, habe ich die Erhöhung des Apothekenabschlags kritisiert, da er viele Apotheken, vor allem auf dem Land, in ernsthafte Schwierigkeiten bringt«, so Rhein. Er habe davor gewarnt, dass sich die Situation eher noch zu verschlechtern drohe, gerade für die Apotheken vor Ort. Der erhöhte Apothekenabschlag kam bekanntlich nichtsdestotrotz; seit Februar dieses Jahres beträgt er statt 1,77 zwei Euro pro Rx-Medikament.
Auch bei den Beratungen zum Lieferengpassgesetz habe sich die Landesregierung im Bundesrat für eine Verbesserung der Finanzierung der Apotheken und eine grundlegende Anpassung des Apothekenhonorars ausgesprochen, so Rhein weiter. Gesundheitsminister Klose ergänzte, dass der Bundesrat die Bundesregierung zuletzt aufgefordert habe, die Apothekenhonorierung im Rahmen des ALBVVG zu überarbeiten. Zudem habe er sich für flexiblere Austauschmöglichkeiten für Arzneimittel und den Abbau von Bürokratie ausgesprochen.
Rhein unterstrich: »Die Bundesregierung wäre gut beraten, die Forderungen der Apothekerinnen und Apotheker nicht – wie geschehen – einfach pauschal abzulehnen, sondern sich ernsthaft mit den berechtigten Interessen auseinanderzusetzen.«
Dem bundesweiten Protest der Apotheken am 14. Juni kann der Ministerpräsident einiges abgewinnen. »Ich kann die Stimmung in der Apothekerschaft sehr gut nachvollziehen«, sagte er. »Deshalb war es mir auch ein Anliegen, in Wiesbaden vor der Staatskanzlei direkt zu den Apothekerinnen und Apothekern zu sprechen und meine Unterstützung zum Ausdruck zu bringen.«
In puncto Arzneimittelversorgung kommt man in Hessen freilich auch am Thema Lieferengpässe nicht vorbei. Die Situation bei bestimmten Arzneimittel sei »besorgniserregend«, so Rhein. Auch hierbei seien die hessischen Apotheken mit ins Boot geholt worden. So gab es demnach Ende April dieses Jahres einen Versorgungsgipfel in der Hessischen Staatskanzlei mit eben diesem Thema: der Sicherstellung der Arzneimittelversorgung. Auch Vertreter der hessischen Apotheken hätten daran teilgenommen.
»Wir waren uns einig, dass es zahlreiche Systemkorrekturen braucht, um die Arzneimittelversorgung dauerhaft und verlässlich sicherzustellen. Und ich möchte diesen Dialog mit den wesentlichen Akteuren des Gesundheitssystems auch zukünftig gerne fortsetzen«, kündigte Rhein an.
Und wie geht es den Apotheken im wahlkämpfenden Bayern? Was tut die derzeitige Landesregierung, um die Gesundheitsversorgung zu sichern? Dazu fragte die PZ beim bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) nach. Mehr dazu demnächst bei PZ online.