Welche Partei punktet in NRW bei den Apothekern? |
Ev Tebroke |
13.05.2022 18:00 Uhr |
NRW-Landtag in Düsseldorf: Am Sonntag entscheidet sich, wer künftig die Geschicke des bevölkerungsreichsten Bundeslands leiten wird. / Foto: Imago/Michael Gstettenbauer
Am 15. Mai ist Bundestagswahl, also kleine Bundestagswahl. Dann wählen die Bürgerinnen und Bürger des bevölkerungsreichsten Bundeslands Nordrhein-Westfalen (NRW) ihre neue Landesregierung für die nächsten fünf Jahre. Rund 13 Millionen Menschen sind wahlberechtigt, darunter 785.900 Erstwählerinnen und Erstwähler. Derzeit regiert in NRW eine Koalition aus CDU und FDP. Bei der letzten Landtagswahl 2017 kam die CDU auf 33,0 Prozent, die SPD auf 31,2 Prozent, die FDP auf 12,6 Prozent, die AfD auf 7,4 Prozent, die Grünen auf 6,4 Prozent, die Linke auf 4,9 Prozent und die anderen Parteien zusammen auf 4,5 Prozent.
Das Wahlergebnis gilt stets auch als Stimmungsbild für den Bund. Bislang liefern sich Umfragen zufolge CDU und SPD ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Spitzenkandidat der CDU ist der amtierende Ministerpräsident Hendrik Wüst, der nach Armin Laschets Rückzug seit Ende Oktober 2021 an der Spitze steht. Für die SPD geht Landesparteichef Thomas Kutschaty ins Rennen.
Drei Tage vor der Wahl lag laut ZDF-Politbarometer die CDU weiterhin knapp vor der SPD. Demnach konnte die CDU gegenüber der Vorwoche um zwei Punkte zulegen auf 32 Prozent. Die SPD steigerte sich um einen Punkt und bekäme 29 Prozent der Stimmen, so die Umfrage-Prognose. Auf Platz drei liegen die Grünen. Sie haben mit 17 Prozent einen Punkt gegenüber der Vorwoche eingebüßt. Damit gäbe es eine Mehrheit für eine Koalition aus CDU und Grünen. Knapp könnte es auch für eine rot-grüne Regierung reichen. Die FDP kam laut Umfrage auf 6 Prozent (minus 1 Punkt). Die AfD lag unverändert zur Vorwoche bei 7 Prozent. Und die Linkspartei hätte unverändert 3 Prozent der Stimmen bekommen, wenn am Umfragetag, dem 12. Mai, gewählt worden wäre.
Welche Konzepte haben die einzelnen Parteien hinsichtlich der Stärkung der Vor-Ort-Apotheken? Welche Leistungen sollten die Offizinen künftig anbieten. Diese und andere Fragen hat die PZ hat an die Parteien geschickt. Hier sind die Antworten von CDU, SPD, FDP, Grünen und Linkspartei. Die AfD hat trotz mehrfacher Nachfrage keine Antworten geschickt.
Immer mehr Vor-Ort-Apotheken schließen. Mit welchen Konzepten will Ihre Partei die Arzneimittelversorgung in NRW durch öffentliche Apotheken weiterhin flächendeckend und aufrechterhalten?
Ohne Gesundheit ist alles nichts. In der Pandemie hat sich unser gut aufgestelltes und zuverlässiges Gesundheitssystem bewährt. Dieses werden wir erhalten, fördern und im Sinne guter medizinischer Versorgung weiterentwickeln. Vor-Ort-Apotheken gehören für uns zu einer flächendeckenden, wohnortnahen Grund- und Notfallversorgung. Dies wollen wir auch in Zukunft sicherstellen und gleichzeitig die Spezialisierung und damit die Qualität der Patientenversorgung wohnortnah sichern. Die Entwicklung der Schließungen der Vor-Ort-Apotheken sehen wir kritisch. Durch die Einführung und Bezuschussung zusätzlicher pharmazeutischer Dienstleistungen werden wir die Vor-Ort-Apotheken gezielt fördern und in ihrer wichtigen Funktion für die qualifizierte Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten stärken.
Zuletzt haben Apotheken auch bei Impfungen (Grippe/Covid-19) unterstützt. Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?
Die Apotheken haben in der Pandemie bewiesen, dass sie den vorhandenen Spielraum maßvoll zu nutzen wissen und trotz allem das Wirtschaftlichkeitsgebot nicht aus den Augen verloren haben. Sie haben gezeigt, wie wichtig ihre Arbeit ist und wie wichtig es ist, sie auch vor Ort leicht und gut erreichbar zu haben. Apotheken sind gut und nah erreichbar, gerade auch für eine niedrigschwellige Beratung. Auch die präventiven Angebote, wie zum Beispiel bei dem Modellprojekt zur Grippeimpfung, spielen hierbei eine wichtige Rolle. Auf dieser Grundlage werden wir im gemeinsamen Dialog mit den Apothekerinnen und Apothekern entscheiden, ob und in welchem Rahmen weitere Aufgaben oder Dienstleistungen übernommen werden können.
Befürworten Sie auch alternative Versorgungsmodelle zur Apotheke vor Ort? Wenn ja, welche?
Die Menschen auf dem Land haben ebenso wie in den Städten das Recht auf eine angemessene und wohnortnahe Versorgung. Örtliche Apotheken gehören für uns dazu. Zentral ist für uns eine zuverlässige Medikamentenversorgung der Bürgerinnen und Bürger. Die örtliche Apotheke sichert zusätzlich den Nacht- oder Notdienst. Botendienste, gerade im ländlichen Raum oder für Menschen, die nicht selbst eine Apotheke aufsuchen können, haben sich bewährt. Chancen für Versorgungsmodelle sehen wir durch Digitalisierung und Telemedizin. Digitalisierung hilft, den Zugang zur qualitativ hochwertigen ambulanten, stationären und sektorenübergreifenden Gesundheitsversorgung in der Fläche zu erhalten. Das System der Portalpraxen werden wir mit Krankenhäusern und Kassenärztlichen Vereinigungen in NRW weiter ausbauen, um die Zusammenarbeit zwischen den Sektoren Ambulant und Stationär sowie die Notfallversorgung zu stärken. Das von uns geschaffene virtuelle Krankenhaus hat sich gerade in der Corona-Pandemie als voller Erfolg gezeigt. Jetzt gilt es, die herausragende Expertise der Uni-Kliniken in der Fläche zugänglicher zu machen, um knappe Ressourcen effektiver zu nutzen.
Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren zieht Ihre Partei aus der Corona-Pandemie? Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, dass die in der Pandemie für Apotheken geschaffenen Erleichterungen bei der Patientenversorgung verstetigt werden? (etwa durch erweiterte Auswahlmöglichkeiten bei der Rezeptbelieferung)
Die Apotheken fungieren als eine wichtige Anlaufstelle für viele Menschen in unserem Land. Das werden wir auch in Zukunft sicherstellen. Wir haben uns auf Bundesebene mit dem »Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken« für einen fairen Wettbewerb eingesetzt. Für Versicherte der Gesetzlichen Krankenkasse gelten zukünftig die gleichen Preise für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Wo sie ihr Rezept einreichen, spielt keine Rolle mehr. Die Rabatte von Versandapotheken auf rezeptpflichtige Arzneimittel an gesetzlich Versicherte fallen weg. Für zukunftsweisend im Wettbewerb halten wir auch die Möglichkeit, bei Botendiensten von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln an Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung einen zusätzlichen Betrag in Höhe von 2,50 Euro je Lieferort und Tag zu erheben.
Öffentliche Apotheken haben mit erheblichem Fachkräfte- und Nachwuchsmangel zu kämpfen. Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um dem entgegenzuwirken? (Stichwort Finanzierung PTA-Schulen / Schaffung von mehr Studienplätzen für Pharmaziestudium)
Grundlage zur Lösung des Fachkräfte- und Nachwuchsmangels sind eine gute Aus- und Weiterbildung sowie Anwerbung von Personal. Mit der Einführung der Landarztquote sind wir bundesweit vorangegangen. Durch die Gründung der Medizinischen Fakultät in Ostwestfalen-Lippe steuern wir dem Fachkräftemangel entgegen und schaffen neue Ausbildungsplätze. Wir haben das Schulgeld für Gesundheitsberufe abgeschafft, um sie attraktiver zu machen. Von der Abschaffung profitieren rund 8.400 Auszubildende in Nordrhein-Westfalen. Es schafft Anreize für die Ausbildung Pharmazeutisch-technischer Assistenten. Für die Fachkräfte der Zukunft bedarf es einer guten Ausbildung von heute – deshalb muss das Angebot an Ausbildungsstellen sich an der Nachfrage orientieren.
Immer mehr Vor-Ort-Apotheken schließen. Mit welchen Konzepten will Ihre Partei die Arzneimittelversorgung in NRW durch öffentliche Apotheken weiterhin flächendeckend und aufrechterhalten?
Apotheken sind in vielen Regionen erste Anlaufstellen, wenn Menschen sich krank fühlen. Wir setzen uns dafür ein, dass es öffentliche, inhabergeführte Apotheken gibt, die den gesetzlichen Auftrag zur flächendeckenden barrierefreien Arzneimittelversorgung gut leisten können. Apothekerinnen und Apotheker leisten in vielen Situationen einen wertvollen Beitrag zur Gesundheit ihrer Kundinnen und Kunden in der ambulanten Versorgung. Die Bedeutung der Apotheken für eine gute und stabile Versorgung der Menschen hat sich auch in der Corona-Pandemie gezeigt.
Zuletzt haben Apotheken auch bei Impfungen (Grippe/Covid-19) unterstützt. Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?
Es ist gut, dass die Apotheken in der Corona-Pandemie einen wichtigen Beitrag zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung geleistet haben. Heute impfen auch Apothekerinnen und Apotheker und andere Professionen. Dass sie es lange nicht durften, war eine unsinnige Regulierung, von denen es sehr viele gibt. Genau diese systematisch zu identifizieren und abzubauen, ist unser Auftrag in den kommenden Regierungsjahren.
Befürworten Sie auch alternative Versorgungsmodelle zur Apotheke vor Ort? Wenn ja, welche?
Die Arzneimittelversorgung stellt einen wesentlichen Teil der medizinischen Versorgung dar. Der Zugang zu hochwertiger und sicherer medizinischer Versorgung für alle Bürger ist Aufgabe öffentlicher Daseinsvorsorge. Ziel ist es, die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln für die gesamte Bevölkerung zu gewährleisten. Dabei geht es um europarechtskonforme, patientenorientierte Lösungen, die die Apotheken vor Ort stärkt und den deutschen Versandhandel nicht benachteiligt.
Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren zieht Ihre Partei aus der Corona-Pandemie? Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, dass die in der Pandemie für Apotheken geschaffenen Erleichterungen bei der Patientenversorgung verstetigt werden? (etwa durch erweiterte Auswahlmöglichkeiten bei der Rezeptbelieferung)
Die Ampel-Koalition auf Bundesebene hat vereinbart, mit einem Gesundheitssicherstellungsgesetz insbesondere die effiziente und dezentrale Bevorratung von Arzneimittel- und Medizinprodukten sowie regelmäßige Ernstfallübungen für das Personal für Gesundheitskrisen sicherzustellen. Zudem soll die Versorgung mit innovativen Arzneimitteln und Impfstoffen sichergestellt werden. Die Herstellung von Arzneimitteln inklusive der Wirk- und Hilfsstoffproduktion soll nach Deutschland oder in die EU zurück verlagert werden. Dazu gehören der Abbau von Bürokratie, die Prüfung von Investitionsbezuschussungen für Produktionsstätten, sowie die Prüfung von Zuschüssen zur Gewährung der Versorgungssicherheit. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, schaffen wir mehr Transparenz über finanzielle Zuwendungen an Leistungs- und Hilfsmittelerbringer. Die dafür auf Bundesebene notwendigen Prozesse werden wir konstruktiv begleiten und unterstützen.
Öffentliche Apotheken haben mit erheblichem Fachkräfte- und Nachwuchsmangel zu kämpfen. Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um dem entgegenzuwirken? (Stichwort Finanzierung PTA-Schulen / Schaffung von mehr Studienplätzen für Pharmaziestudium)
Der Fachkräftemangel wird durch mangelnde Bildungs- und Aufstiegsperspektiven mitverursacht. Wir schaffen in Nordrhein-Westfalen die Rahmenbedingungen, um von der Ausbildung bis zur Promotion in den entsprechenden Berufsfeldern gelangen zu können. Das umfasst auch die Fragen um die Finanzierung von PTA-Schulen und die Schaffung von mehr Studienplätzen für Pharmaziestudierende.
Immer mehr Vor-Ort-Apotheken schließen. Mit welchen Konzepten will Ihre Partei die Arzneimittelversorgung in NRW durch öffentliche Apotheken weiterhin flächendeckend und aufrechterhalten?
Wir stehen für eine qualitativ hochwertige, flächendeckende und wohnortnahe Gesundheitsversorgung, gerade auch im ländlichen Raum. Dazu wollen wir gemeinsam mit den Körperschaften die Rahmenbedingungen für innovative Versorgungsangebote und ortsnahe Kooperationsformen verbessern. Neben der ärztlichen Versorgung wäre dabei eine Einbindung von Apotheken sinnvoll.
Zuletzt haben Apotheken auch bei Impfungen (Grippe/Covid-19) unterstützt. Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?
Apotheken können in einer vernetzten Versorgungslandschaft auch zusätzliche Aufgaben übernehmen.
Befürworten Sie auch alternative Versorgungsmodelle zur Apotheke vor Ort? Wenn ja, welche?
Die inhabergeführten Apotheken vor Ort sind ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Gesundheitswesens. Wir Freie Demokraten wollen die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln und Medizinprodukten rund um die Uhr sowie die qualifizierte Beratung für Patientinnen und Patienten erhalten, die sich auch während der Pandemie bewährt hat. Zudem haben viele Apotheken während der Pandemie Testangebote aufgebaut, die eine fachlich qualifizierte Durchführung von Bürgertestungen gewährleisten. Wir wollen die inhabergeführten Apotheken vor Ort stärken, indem wir ihre besonderen Strukturen und Leistungen würdigen. Dazu wollen wir das »Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken« novellieren, um pharmazeutische Dienstleistungen besser zu honorieren. Dazu zählen Leistungen wie die individuelle pharmazeutische Beratung im persönlichen Gespräch, die Herstellung von individuellen Rezepturen und die Versorgung mit Betäubungsmitteln. Wir wollen den Nacht- und Notdienstfonds zu einem Sicherstellungsfonds weiterentwickeln und eine Verordnungsfähigkeit für Notfallbotendienste in der ambulanten Notfallversorgung schaffen.
Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren zieht Ihre Partei aus der Corona-Pandemie? Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, dass die in der Pandemie für Apotheken geschaffenen Erleichterungen bei der Patientenversorgung verstetigt werden? (etwa durch erweiterte Auswahlmöglichkeiten bei der Rezeptbelieferung)
Gerade im Hinblick auf die Sicherheit der Arzneimitteltherapie stellt die Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern beim Medikationsplan eine wesentliche Verbesserung dar. Die Apotheker können dabei eine Steuerungsfunktion zum Nutzen der Patientinnen und Patienten übernehmen. Bei anderen Angeboten sollten wir jedoch auch überlegen, inwiefern diese zu der Qualifikation von Apothekern und den räumlichen Möglichkeiten in einer Apotheke passen.
Öffentliche Apotheken haben mit erheblichem Fachkräfte- und Nachwuchsmangel zu kämpfen. Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um dem entgegenzuwirken (Stichwort Finanzierung PTA-Schulen / Schaffung von mehr Studienplätzen für Pharmaziestudium)?
Wir wollen die medizinische Fakultät Ostwestfalen-Lippe weiter ausbauen, unter anderem durch die Schaffung eines Instituts für Pharmazie und die Einrichtung eines Studienangebots für Pharmazie als Ergänzung des Forschungs- und Lehrangebots an der Universität Bielefeld, um so das Innovations- und Gründungspotenzial in der gesamten Region weiter zu erhöhen sowie dem Apothekermangel vor allem im ländlichen Raum entgegenzuwirken. Zudem könnte eine durch leistungsgerechte Vergütungen und einen weiteren Abbau bürokratischer Regulierungen und Dokumentationspflichten gesteigerte Attraktivität des Berufsbildes junge Menschen dazu bewegen, ein Pharmaziestudium aufzunehmen und sich später als Apotheker niederzulassen.
Immer mehr Vor-Ort-Apotheken schließen. Mit welchen Konzepten will Ihre Partei die Arzneimittel-versorgung in NRW durch öffentliche Apotheken weiterhin flächendeckend und aufrechterhalten?
Die Corona-Pandemie hat sehr deutlich gemacht, wie wichtig eine gute und bedarfsgerechte Arzneimittelversorgung durch Apotheken vor Ort ist. Wir Grüne schlagen vor, den Nacht- und Notdienstfonds um einen Fonds zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung in unterversorgten Regionen zu ergänzen.
Zuletzt haben Apotheken auch bei Impfungen (Grippe/Covid-19) unterstützt. Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?
Die heilberufliche Kompetenz der Apotheker*innen wollen wir nutzen und ihnen weitere Aufgaben übertragen. Diese sehen wir insbesondere beim Arzneimittelmanagement, der verstärkten pharmazeutischen Beratung, der Arzneimitteltherapiesicherheit sowie in bestimmten Fällen auch bei Impfungen.
Befürworten Sie auch alternative Versorgungsmodelle zur Apotheke vor Ort? Wenn ja, welche?
Für uns ist eine wohnortnahe Versorgung von großer Bedeutung. Den Arzneimittelversandhandel sehen wir als sinnvolle Ergänzung zur Versorgung durch stationäre Apotheken.
Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren zieht Ihre Partei aus der Corona-Pandemie? Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, dass die in der Pandemie für Apotheken geschaffenen Erleichterungen bei der Patientenversorgung verstetigt werden (etwa durch erweiterte Auswahlmöglichkeiten bei der Rezeptbelieferung)?
Die Lehren aus der Pandemie auch und gerade für die Arzneimittelversorgung und die Rolle der Apotheken in der Versorgung sind vielfältig. Sie reichen etwa von der Sicherung von Versorgungssicherheit gerade bei existenziell notwendigen Medikamenten bis hin zu neuen Aufgaben für Apotheken etwa bei Impfungen. Ohnehin stellt der demographische Wandel eine erhebliche Herausforderung gerade für die Arzneimittelversorgung ländlicher Räume dar. Hier plädieren wir für patientengerechte und flexible Angebote, die insbesondere auch die Anliegen chronisch kranker und älterer Patientinnen und Patienten in den Fokus nehmen. Vor diesem Hintergrund streben wir auch eine Stärkung der heilkundlichen Tätigkeit von Apothekerinnen und Apothekern an.
Öffentliche Apotheken haben mit erheblichem Fachkräfte- und Nachwuchsmangel zu kämpfen. Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um dem entgegenzuwirken (Stichwort Finanzierung PTA-Schulen / Schaffung von mehr Studienplätzen für Pharmaziestudium)?
Um die pharmazeutischen Berufe attraktiver zu gestalten, ist aus unserer Sicht ein Maßnahmenbündel notwendig. Dazu gehört eine moderne und zukunftsgerichtete Ausbildung im Verbund mit einer zeitgemäßen Ausweitung der heilberuflichen Kompetenzen. Darüber hinaus befürworten wir Grüne eine angemessene Vergütung. Zusätzlich halten wir attraktive und familiengerechte Arbeitsbedingungen für nötig. Das beinhaltet auch eine Stärkung kooperativer Versorgungsstrukturen, damit Apotheker*innen mit anderen Gesundheitsberufen zusammenarbeiten und ihre pharmazeutischen Kompetenzen einbringen können.
Wir sind gerne bereit, mit den Apothekerverbänden und -kammern sowie den Hochschulen über den Bedarf an Studienplätzen zu sprechen. Bevor das Land zusätzliche Förderung bereitstellt, ist es notwendig, die Situation zu evaluieren.
Immer mehr Vor-Ort-Apotheken schließen. Mit welchen Konzepten will Ihre Partei die Arzneimittelversorgung in NRW durch öffentliche Apotheken weiterhin flächendeckend und aufrechterhalten?
Wir wollen Apothekenketten, erst Recht in der Hand von Kapitalgesellschaften, mit allen Mitteln verhindern. Wir wollen die Rosinenpickerei des Versandhandels und die damit verbundene Schwächung der Präsenzapotheken beenden. Das geht nur mit einem Verbot des Rx-Versandhandels. Wir sehen in neuen pharmazeutischen Dienstleistungen ein großes Potential zur heilberuflichen Weiterentwicklung der pharmazeutischen Berufe. Ob zusammen mit dem Krankenhaus oder der Praxis, ob im Pflegeheim oder bei den Patient*innen - auf vielen Ebenen kann die Versorgung besser und sicherer gemacht werden. Falsche Verordnung und Anwendung von Arzneimitteln ist ein stark unterschätztes Problem, bei dem Apotheker*innen ihre Kompetenzen deutlich stärker einbringen können. Wir sind der Überzeugung, dass eine hohe Therapiequalität und die Vermeidung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen letztlich nicht nur die gesündere, sondern auch die wirtschaftlichere Versorgung ist.
Zuletzt haben Apotheken auch bei Impfungen (Grippe/Covid-19) unterstützt. Welche weiteren Aufgaben/Dienstleistungen sollten Apotheken in Zukunft übernehmen?
Die Förderung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) ist eine zentrale Aufgabe von Apotheker*innen und zugleich ein prioritäres Ziel linker Arzneimittelpolitik. Hier können pharmazeutische Kompetenzen deutlich stärker genutzt werden, unter anderem mit weitreichenden neuen pharmazeutischen Dienstleistungen. Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, dass Apotheker*innen nicht nur auf Krankenhausstationen, sondern auch in enger Kooperation mit Arztpraxen die Versorgungsqualität erhöhen können. Aufsuchende pharmazeutische Betreuung von multimorbiden Patient*innen und älteren Menschen sowie ein digitales Medikationsmanagement können zu den ersten neuen Aufgaben gehören.
Befürworten Sie auch alternative Versorgungsmodelle zur Apotheke vor Ort? Wenn ja, welche?
Im Zentrum steht für uns die Sicherung einer guten Versorgung mit und durch Präsenzapotheken. Natürlich verändert sich die Versorgungslandschaft. Die überfällige Überwindung von Sektorengrenzen wird auch die Frage aufkommen lassen, ob Apotheken auch Teil von künftigen ambulant-stationären Versorgungszentren sein können. Sollte es trotz aller Bemühungen nicht gelingen, die wohnortnahe Versorgung mit Präsenzapotheken sicherzustellen, wären Apothekenbusse mit der entsprechenden persönlichen Beratung eine Möglichkeit. Voraussetzung sind endlich gute Zahlen, wo durch die sinkenden Apothekenzahlen die Versorgungssicherheit gefährdet ist. Momentan geht es aber vor allem darum, neoliberale Angriffe in Richtung wirtschaftsliberaler Apothekenreformen abzuwehren, und dafür steht momentan in der Parteienlandschaft nur Die Linke.
Was die Arzneimittelversorgung betrifft, welche Lehren zieht Ihre Partei aus der Corona-Pandemie? Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, dass die in der Pandemie für Apotheken geschaffenen Erleichterungen bei der Patientenversorgung verstetigt werden (etwa durch erweiterte Auswahlmöglichkeiten bei der Rezeptbelieferung)?
Die Linke hat sich schon immer für die flächendeckende Versorgung mit Präsenzapotheken und die Stärkung des heilberuflichen Charakters der pharmazeutischen Berufe eingesetzt. Die Corona-Pandemie hat uns in dieser Position bestärkt und wir hoffen, dass auch andere Parteien diesen Teil der Gesundheitsversorgung wieder mehr wertschätzen. In diesem Sinne bekämpfen wir alle Versuche, das Fremd- und Mehrbesitzverbot weiter aufzuweichen und andere marktradikale Vorstellungen durchzusetzen. Den heilberuflichen Charakter zu stärken, bedeutet für uns unter anderem, den Aufwand für die Distribution und kurzfristigen Kostendämpfung zu reduzieren (zum Beispiel durch Abschaffung der Rabattverträge und der Importförderung) und stattdessen die patientennahen Aufgaben etwa zur Förderung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) und anderer pharmazeutischer Dienstleistungen zu fördern. Wir wollen die Arzneimittelabgabe wieder einfacher gestalten und stattdessen die Patientenberatung stärken. Dafür braucht es auch neue Vergütungsmodelle.
Öffentliche Apotheken haben mit erheblichem Fachkräfte- und Nachwuchsmangel zu kämpfen. Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um dem entgegenzuwirken (Stichwort Finanzierung PTA-Schulen / Schaffung von mehr Studienplätzen für Pharmaziestudium)?
Apotheker*innen werden, verglichen mit anderen Akademiker*innen im Gesundheitsbereich laut Tarifvertrag in öffentlichen Apotheken unterdurchschnittlich bezahlt. Auch die schlechte Vergütung der PKA, die mit einer dreijährigen, anspruchsvollen Ausbildung zu den Geringverdienenden zählt, muss angehoben werden. Für die belastenden Nachtdienste muss die Bezahlung steigen. Wir unterstützen hier die Gewerkschaft, den Beruf durch höhere Abschlüsse attraktiver zu machen. Die Niederlassung hat für viele junge Pharmazeut:innen an Attraktivität verloren. Wir wollen Anreize für Tätigkeiten im ländlichen Raum schaffen und mehr Unterstützungsangebote für Gründungsinteressenten entwickeln. Wir unterstützen neue Formen der angestellten Tätigkeit, die weniger örtliche Bindung, weniger wirtschaftliches Risiko besonders im ländlichen Raum und familien-freundliche Arbeitszeiten (work-life-balance) bedeuten.
Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Wir berichten mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Auswirkungen für die Apotheken.