Welche Gefahr geht von Hyalomma-Zecken aus? |
Hyalomma-Zecken sind mit bis zu zwei Zentimetern deutlich größer als der Gemeine Holzbock, die hierzulande häufigste Zeckenart. / Foto: Adobe Stock/deZiGN
Offensichtlichstes Merkmal der Hyalomma-Zecke ist ihre Größe von bis zu zwei Zentimetern. Damit ist sie deutlich größer als der Gemeine Holzbock, die hierzulande häufigste Zeckenart. Auffällig an der Hyalomma-Zecke sind neben ihrer Größe ihre Beine. »Der Körper ist dunkelbraun, aber die Beine sind mehr orangefarben und haben diese gelben oder beigen Bänder«, beschreibt Mackenstedt, die das Fachgebiet für Parasitologie leitet.
Wie verhält sich eine Hyalomma-Zecke? Kurz gesagt: ganz anders als unsere heimischen Zecken, die als Lauerzecken gelten. Der Gemeine Holzbock etwa krabbelt auf Gräser. »Er wartet dort im Grund genommen ziemlich regungslos, bis jemand vorbeikommt und sie abstreift«, erklärt Mackenstedt. Hyalomma-Zecken sind hingegen Jagdzecken. Sie verbergen sich in Spalten oder unter Steinen und tauchen erst auf, wenn sie aktiv nach einem Wirt suchen.
»Der Name Hyalomma bedeutet dabei übersetzt »Glasauge«. Die Zecke kann uns also sehen – und dann aktiv auf uns zulaufen«, sagt die Wissenschaftlerin. Die Tiere können aus einer Entfernung von bis zu zehn Metern mit den Augen oder ihren chemischen Sinnen Warmblüter wahrnehmen und sie über mehrere hundert Meter verfolgen.
»Viele, die schon mal Kontakt mit einer Hyalomma-Zecke hatten, halten sie auch zunächst einmal für eine Spinne, weil sie eben sehr schnell unterwegs sind«, sagt Mackenstedt. Als Wirt sucht sich die Zecke übrigens vor allem große Tiere: Rinder, Pferde – oder eben den Menschen.
In Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit gering. Dafür muss man wissen, dass Hyalomma-Zecken vorwiegend über Zugvögel – etwa aus trockenen Regionen Afrikas – den Weg hierhin finden. Auf den Vögeln, sagt Mackenstedt, sitzen Larven beziehungsweise Nymphen. Sie saugen sich voll, lassen sich fallen und müssen sich dann zu erwachsenen Zecken häuten. Das gelingt aber nur unter bestimmten Voraussetzungen, wobei hohe Temperaturen und lange Trockenperioden entscheidend sind.
»In diesem Jahr ist nicht damit zu rechnen, dass wir Hyalomma-Zecken hier in Deutschland haben. Denn wir haben viel Regen, das stoppt diese Entwicklung«, sagt Mackenstedt. Der Wissenschaftlerin zufolge ist noch unklar, ob Hyalomma-Zecken eines Tages in Deutschland heimisch werden können. Doch es ist durchaus möglich, der Zecke im Urlaub zu begegnen – etwa im Mittelmeerraum. »Sie treten in Portugal, in Spanien und in Italien immer wieder auf. Aber auch dort ist noch die Frage, ob sie sich dort etablieren können.« Übrigens: Eine Hyalomma-Art – Hyalomma marginatum – ist in osteuropäischen Ländern wie Slowenien und Kroatien weit verbreitet.
Sie können einen bestimmten Krankheitserreger übertragen, der das Zecken-Fleckfieber hervorrufen kann. Immerhin: Mackenstedt zufolge handelt es sich um einen der »netteren« Zecken-Fleckfieber-Erreger, der sich mit Antibiotika gut in den Griff bekommen lässt. Längst nicht jede Hyalomma-Zecke trägt diesen Erreger in sich.
Deutlich seltener ist die Übertragung des Krim-Kongo Hämorrhagischen Fiebers, das tödlich enden kann. »Diese Viren haben wir aber noch bei keiner Hyalomma-Zecke in Deutschland, die uns zugeschickt wurde, nachgewiesen«, sagt Mackenstedt. Es gibt aber vereinzelt Berichte von Übertragungen im Mittelmeerraum. Ihre Einschätzung: »Das Risiko ist nicht null, aber verschwindend gering.«
»Sie machen genau das, was Sie auch tun würden, wenn der Gemeine Holzbock Sie befällt«, sagt Mackenstedt. Das heißt: Die Übeltäterin mit Zeckenkarte oder -zange herausziehen. Auch bei Hyalomma gilt: Je schneller Zecken entdeckt und entfernt werden, desto geringer ist das Risiko, dass sie Krankheitserreger im Körper hinterlassen. Daher ist es nach Aufenthalten im Grünen allemal sinnvoll, den Körper gründlich nach Zecken abzusuchen.