Weiterhin zu viel Zucker für Kinder und Jugendliche |
Das dieses Frühstück nicht gesund ist, sollte den meisten Eltern mittlerweile klar sein. Zucker versteckt sich jedoch in vielen Lebensmitteln und vor allem auch Limonaden und Fruchtsaftgetränken. / Foto: Getty Images/JGI/Jamie Grill/Blend Images LLC
Als freien Zucker definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Zucker einschließlich Honig, Sirup und Fruchtsaftkonzentraten, der vom Hersteller oder bei der Zubereitung von Speisen oder Getränken im Haushalt zugesetzt wird. Der aktuellen Auswertung zufolge liegt die Zufuhr an freiem Zucker im Median in der untersuchten Altersgruppe bei rund 11,7 Prozent der Gesamtenergiezufuhr pro Tag. Sie könnte nach Angaben der Forschenden aus verschiedenen Gründen jedoch etwas höher sein als in der Studie berechnet.
Die WHO und die Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfehlen maximal 10 Prozent. Bereits 2019 hatte eine Datenauswertung derselben Studienreihe gezeigt, dass die Zufuhr an freiem Zucker seit 2005 abnimmt und 2016 im Median bei rund 16 Prozent der Tagesenergieaufnahme lag. Der Median beschreibt den Wert, der genau in der Mitte einer nach Größe geordneten Datenreihe liegt.
Die Werte basieren auf Daten der »Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed« (Donald) Studie, die seit 1985 Informationen zur Ernährung junger Menschen sammelt. Dafür dokumentieren die Teilnehmenden einmal jährlich an drei aufeinanderfolgenden Tagen alles, was sie essen und trinken. Aus 4218 dieser Drei-Tage-Protokolle von 751 Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 18 Jahren, die von 2010 bis 2023 erfasst wurden, schätzten die Forscher aus Bonn die Zufuhr von freiem Zucker.
In den Altersgruppen zeigen sich dabei Unterschiede. »Wir sehen im Beobachtungszeitraum insbesondere bei Jugendlichen im Alter von 6 bis 14 Jahren eine relativ hohe Aufnahme von freiem Zucker um 15 Prozent. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zufuhr dann deutlich ab«, sagte Studienleiterin Ute Nöthlings. Die Studie wurde im »European Journal of Nutrition« veröffentlicht.
Als möglichen Grund für den grundsätzlich rückläufigen Zuckerkonsum vermuten die Forscher ein gestiegenes Bewusstsein für die gesundheitlichen Folgen des Konsums zuckerhaltiger Lebensmittel, etwa mit Zucker gesüßter Getränke. Daneben könnten aber auch die Reduktion des Zuckergehalts in kommerziellen Lebensmitteln in Folge von Produkt-Reformulierung eine Rolle spielen.
Die Forschenden vermuten jedoch, dass der Zuckerkonsum höher ist als die Daten nahelegen. Durch den Selbstbericht der Ernährung könnten die Probanden möglicherweise zu wenig Zuckerkonsum erfassen, hieß es. Es könne zudem nicht ausgeschlossen werden, dass die Teilnehmenden durch ein gestiegenes Bewusstsein lediglich während der drei Protokolltage weniger Zucker verzehrten als sonst üblich.
Überdies sei die Studie nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung, da aufgrund des umfangreichen Studiendesigns eher Familien mit höherem sozio-ökonomischem Status teilnehmen. Hier sei tendenziell ein stärkeres Bewusstsein für Ernährungs- und Gesundheitsfragen zu erwarten, hieß es. Eine gezielte Ernährungsberatung zur Zuckerreduktion finde im Rahmen der Studie nicht statt, erklärte eine Forscherin auf Nachfrage.