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Asthma

Wechsel auf Pulverinhalatoren verbessert CO2-Abdruck

Der Umwelt zuliebe Asthma-Patienten von einem Dosieraerosol auf einen Pulverinhalator umstellen? Eine neue Studie zeigt, dass das eine gute Idee ist. Es verschlimmert die Symptome nicht und wäre gut für die meisten Patienten und den Planeten.
Daniela Hüttemann
08.02.2022  16:12 Uhr

Ein Wechsel von einem treibgas-haltigen Dosieraerosol zu einem Pulverinhalator, die generell ohne Treibgase auskommen, könnte den CO2-Abdruck der Asthma-Dauermedikation mehr als halbieren, ohne die Therapie zu verschlechtern, haben Forschende der University of Manchester berechnet. Gesponsert wurde die Studie von Pharmaunternehmen Glaxo-Smith-Kline.

Für die Ozonschicht schädliche Treibgase wie Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW) wurden bereits in den 1980er-Jahren verboten, auch in Arzneimitteln. Stattdessen wird in Dosieraerosolen Fluorkohlenstoff verwendet, das zwar die Ozonschicht nicht schädigt, doch als potentes Treibhausgas wirkt. Die Emissionen dieser Asthma-Inhaler machen laut Studie 3 bis 4 Prozent der CO2-Ausstoßes im britischen Gesundheitswesen aus.

Für die Studie wurden post hoc Daten der »Salford Lung Study in Asthma« mit etwa 4000 Patienten ausgewertet. 1081 erwachsene Asthma-Patienten sollten zu einem Pulverinhalator wechseln, während 1151 Patienten weiterhin ihren druckgetriebenen Inhalator verwendeten. 85 Prozent der Wechsler zu den Pulverinhalatoren blieben dabei, während 80 Prozent der Vergleichsgruppe über den gesamten Beobachtungszeitraum bei ihrem Dosieraerosol blieben.

Beide Gruppen wurden bezüglich Alter der Patienten und Schwere des Asthmas gematcht und über ein Jahr beobachtet. Anhand der verordneten Inhalatoren wurde die jährliche CO2-Emission berechnet: Bei Patienten mit Pulverinhalatoren waren es 108 kg CO2 gegenüber 240 kg in der Dosieraerosol-Gruppe.

Patienten sprechen gut auf Pulverinhalatoren an

In beiden Gruppen verbesserte sich im Laufe der Studie die Symptomkontrolle. In der 24. Woche war die Wahrscheinlichkeit, gut auf die Behandlung anzusprechen, in der Switch-Gruppe etwa doppelt so hoch wie in der Gruppe mit üblicher Behandlung. Dieser Unterschied blieb über die gesamten zwölf Monate bestehen. Im Schnitt bekamen die Wechsler einen Salbutamol-Inhalator als Notfallspray weniger verordnet (7,2 versus 8 Packungen). So konnte jeder umgestellte Patient im Schnitt 130 kg CO2 pro Jahr sparen, berichten die Forschenden im Fachjournal »Thorax«.

Eine Ausweitung dieser Maßnahme »würde etwa 40 Prozent des gesamten CO2-Fußabdrucks durch Dosieraerosole im Vereinigten Königreich ausmachen«, so die Autoren. Das Potenzial zur Einsparung von Kohlendioxid könnte viel größer sein, wenn die Patienten auch auf ein Notfallmedikament umsteigen würden, das über einen Pulverinhalator verabreicht wird, da die meisten Patienten in dieser Studie Reliever mit Druckdosierung verwendeten, die typisch für die übliche Versorgung in Großbritannien seien.

Ein Dosieraerosol entspricht einer Autofahrt von 322 km

Asthma-Patienten seien sich oft noch nicht bewusst, dass ihre Inhalatoren auch einen Einfluss auf die Umwelt haben, meint Studienleiter Professor Dr. Ashley Woodcock in einem begleitenden Podcast zur Studie. »Jeder Zug eines Dosierinhalators entspricht einer Fahrt von einer Meile in einem Familienauto, das heißt ein Inhalator entspricht fast einer Fahrt von 200 Meilen.« 200 Meilen sind etwa 322 Kilometer. Ein Pulverinhalator entspreche  etwa einem Zwanzigstel davon.

Würden mehr Asthma-Patienten vor allem in Großbritannien umgestellt, ließe sich viel klimaschädliches CO2 sparen. Denn dort dominieren laut Pressemitteilung noch CO2-reiche Inhalatoren, während überwiegend emissionsärmere Produkte in Europa verwendet würden. Der große CO2-Fußabdruck, der durch die Verwendung von Treibmitteln in Dosieraerosolen im Vereinigten Königreich verursacht wird, sei daher dreimal so groß wie in Europa. 

Bei der Präparatewahl auch an die Umwelt denken

Wenn möglich, sollten die Patienten aus Umweltgründen auf Pulverinhalatoren umgestellt werden. »Diese Substitution wäre für die meisten Patienten, die ihre Krankheit sicher zu Hause behandeln können, eine akzeptable und lohnende »grüne« Option und sollte weithin gefördert werden«, so die Schlussfolgerung der Autoren. Zusammen mit der Rolle der pharmazeutischen Unternehmen bei der Herstellung zugänglicher Alternativen sollten Verschreiber, Apotheker und Patienten auf die signifikanten Unterschiede im Erderwärmungspotenzial der verschiedenen Inhalatoren aufmerksam gemacht werden.

Grundsätzlich ist die Handhabung von Pulverinhalatoren gegenüber Dosieraerosolen meist leichter und weniger fehleranfällig. Das Auslösen des Hubs und das Einatmen zu koordinieren, will gelernt sein. Allerdings setzt die korrekte Dosierung des Pulverinhalators eine ausreichende Atemzugstärke voraus. Diese kann bei Kindern oder schwer kranken Patienten nicht gegeben sein.

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