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Wasser kann auch virtuell und digital sein

Was ist eigentlich Wasser? Die Perspektiven einer Meeresbiologin und einer Kulturwissenschaftlerin könnten kaum unterschiedlicher ausfallen. Eine Diskussion über das Element war kürzlich Thema eines Salongesprächs in der Komischen Oper Berlin.
Jennifer Evans
05.06.2023  07:00 Uhr

Wenn wir an Wasser denken, haben wir nicht automatisch dasselbe vor Augen. Während die Meeresbiologin und WWF-Direktorin Heike Vesper zuallererst den Wasserkreislauf von Verdunsten über Kondensieren bis hin zu Niederschlag und wieder Versickern ins Grundwasser im Sinn hat, geht es Ina Dietzsch anders. Für die Professorin für Europäische Ethnologie und Kulturwissenschaften an der Philipps-Universität Marburg ist Wasser weniger als Element zu betrachten, sondern eher als technologische Erfahrung. Von der klassischen »naturwissenschaftlichen Formel« ist nach ihrer Auffassung nicht mehr viel übrig. Entscheidender sei, wie die Menschen Wasser klassifizierten, berichtete sie während einer der abendlichen Gesprächsrunden in der Komischen Oper Berlin. Diese Events, die regelmäßig gemeinsam mit der Schering Stiftung stattfinden, sollen an die Salons im 19. Jahrhundert erinnern, bei denen Experten verschiedener Disziplinen zusammenkamen und sich zu einem bestimmten Thema austauschten.

Der eigentliche Urzustand von Wasser existiert in Dietzschs Augen nicht mehr und sie bezeichnet ihn als »eine moderne Fiktion«. Was sie aber mit Klassifizierung genau meint, erläuterte sie über einen Blick in die Geschichte. Im Zuge der Aufklärung entstand nämlich eine Trennung zwischen Mensch und Wasser, mit der einstigen Einheit war es also vorbei. Ein Grund dafür liegt im Gedankengut der Zeit: Der Mensch wollte die Natur beherrschen. Diesen Dualismus definiert die Kulturwissenschaftlerin als modernes Wasser. Natürlich wirke sich eine solche Vorstellung ebenfalls auf das alltägliche Leben aus: So war es ab da zunehmend mit Scharm besetzt, wenn Körperflüssigkeiten wie Urin oder Schweiß ihre Grenzen überschritten, den Körper also unkontrolliert verließen. Als zweite Kategorie des Elements nannte sie virtuelles Wasser, unter die dessen Nutzen für die Kleidungs- oder Lebensmittelproduktion fällt. Und vom digitalen Wasser spricht Dietzsch, wenn es darum geht, Wasser wissenschaftlich zu berechnen, also etwa bei Strömungen.

Ozeane besitzen Erholungskräfte

Vesper hält es dagegen für wichtig, unser Wasserverständnis so zu verändern, dass wir uns erneut als Teil des Ganzen fühlen. Denn nur so lässt sich in ihren Augen unsere Haltung zu Natur und Klima wieder verändern. Dafür sei es höchste Zeit, warnte sie. »Wäre das Meer ein Patient, müsste es ins Krankenhaus – und zwar auf die Intensivstation.« Sie zählt nur einige der Leiden auf: Überfischung, Verschmutzung, Hafenbau, Schifffahrt und die Folgen von Schadstoffeintrag. Doch nach mehr als 20 Jahren im Meeresschutz bleibt sie dennoch relativ positiv. »Wer aufgibt, hat schon verloren«, ist sie überzeugt.

Wie der menschliche Körper besäßen nämlich auch Ozeane Erholungskräfte. Vesper spricht davon, dass sich die Meere in rund 30 Jahren wieder erholen könnten, sofern man sofort an den sogenannten Kipppunkten arbeitet, um die Resilienz zu stärken. Die Stellschrauben für solche Effekte klingen aus ihrem Mund erst einmal simpel: weniger Plastik, weniger Autofahren und weniger Fisch essen sowie insgesamt den CO2-Ausstoß verringern – dafür mehr Naturschutzgebiete einrichten. Alles im Ökosystem hängt zusammen, betonte die Meeresbiologin. Jetzt fehle nur das radikale Umdenken, um die Rettung in Gang zu bringen.

Die Wissenschaft braucht die Kunst

Einig waren sich die beiden Expertinnen, dass die Wissenschaft das experimentelle Denken der Kunst benötigt, um (alte) Vorstellungen aufzubrechen und Einstellungen entscheidend zu verändern. Mit anderen Worten: Mit gemeinsamen interdisziplinären Kräften sind große Veränderungen möglich.

Grundsätzlich neu ist das Motiv Wasser in der Kunst ja nicht. Zu den berühmtesten Beispielen gehört sicher das Werk des Komponisten Bedřich Smetana »Die Moldau«, das »Forellenquintett« von Franz Schubert oder die Oper »Das Rheingold« von Richard Wagner. In der Malerei arbeitete etwa Claude Monet in seinen späten Jahren täglich an weiteren Versionen seines Seerosenteichs und die bekannte Darstellung der treibenden Ophelia von John Everett Millais ist inspiriert von William Shakespeares Tragödie »Hamlet«. 

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