Was verraten äußere Merkmale über die Gesundheit? |
Auch bei einer Reihe von neurologischen Erkrankungen gebe es Hautveränderungen, schildert Professor Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Gesellschaft für Neurologie. Wirke der Gang eines Menschen gestört, könne das manchmal «zumindest Verdachtsdiagnosen erlauben» – etwa auf Spastiken oder Parkinson. Eine reduzierte Mimik weise womöglich unter anderem auf Einnahme bestimmter Medikamente hin oder auf psychische Erkrankungen. Demenz könne man dagegen nicht an äußerlichen Faktoren erkennen, stellt er klar. Weitere äußere Warnzeichen aus neurologischer Sicht seien unwillkürliche Bewegungen der Extremitäten oder spontane Muskelzuckungen.
Aus Körperhaltung, Motorik, Geschwindigkeit der Bewegung oder dem Gesichtsausdruck könne man durchaus Indizien für Krankheiten ableiten, sagt auch Allgemeinmediziner Manfred Imbert. Aber: «Man hat damit nie eine Gewissheit, sondern zunächst nur eine Wahrscheinlichkeit.» Und es brauche einige Erfahrung, um äußerliche Auffälligkeiten oder sichtbare Veränderungen einordnen zu können, die dem Laien wohl in der Regel fehlen dürften, wie der niedergelassene Arzt aus Alsdorf bei Aachen zu Bedenken gibt. «Wenn ein Auto qualmt und klappert, weiß auch der Laie, dass etwas nicht stimmt, aber eben noch lange nicht, was genau da nicht stimmt.»
Bei vielen Erkrankungen gebe es eine ganze Reihe von möglichen Symptomen, die aber zugleich auch zu mehreren anderen Störungen passen würden. Beispiel: «Nicht jedes Zittern ist Parkinson.» Hingegen könnten ein starrer Gesichtsausdruck, verzögerte Reaktion oder Schwindel sehr wohl auf Parkinson hindeuten.
Auch beim Schlaganfall verhalte es sich mit den äußeren Indizien ein bisschen so «wie bei einem Chamäleon», das seine Körperform und -farbe stark verändern kann. Je nach Länge der Durchblutungsstörung im Gehirn und je nach betroffenem Areal könne es mal zu Lähmungserscheinungen kommen, mal zu Gefühlsstörungen, in anderen Fällen würden Sprachstörungen ausgelöst, erläutert Imbert.
«Prinzipiell ist es hochwichtig, dass man bei sich, dem Partner, nahe stehenden Personen auf äußere Merkmale und Veränderungen achtet. Selbstbeobachtung kann eine wichtige Vorbeugung sein», betont Imbert etwa mit Blick auf Muttermale oder Knötchenbildungen unter der Haut.
Schilddrüsenkrebs, wie unter anderem bei Putin vermutet, sei äußerlich nicht zu erkennen, es sei denn, es gebe dicke Knotenbildungen am Hals im fortgeschrittenen Stadium. Ohnehin hält es der Mediziner für «unzulässig», aus Videoclips auf bestimmte Krankheiten schließen zu wollen. «Eventuell kann man sehen, dass was nicht in Ordnung ist, aber darüber hinaus wäre alles im Reich der Spekulationen anzusiedeln.»