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Was man bei Verdacht auf Pilzvergiftung (nicht) tun sollte

Schon ein einziger Knollenblätterpilz im Magen kann zum Tod führen: Wer Pilze sammelt, sollte einen Bogen um giftige Exemplare machen – und die Dos and Don'ts für den Notfall kennen. Ein Überblick.
dpa
08.09.2025  12:30 Uhr

 Erst ins Körbchen, dann in die Pfanne und letztendlich in den Bauch: Pilze sammeln und aus den Funden etwas Leckeres kochen – das gehört für so manchen zum Spätsommer und Herbst einfach dazu. Viele Speisepilze haben allerdings giftige Doppelgänger – wer nicht aufpasst, riskiert eine Pilzvergiftung. In den meisten Fällen ist der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) der Übeltäter.

Was muss man über den Grünen Knollenblätterpilz wissen? Er sieht Speisepilzen wie dem Wiesenchampignon (Agaricus campestris) oder dem Grüngefelderten Täubling (Russula virescens) durchaus ähnlich. Daher kommt es immer wieder zu Verwechslungen. Die sind allerdings verheerend: Im Grünen Knollenblätterpilz steckt nämlich das hochgiftige Alpha-Amanitin. Dieses Gift greift die Zellen in der Leber an – bis hin zum Organversagen, das den Tod bedeutet.

Nach Schätzungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sind Knollenblätterpilze für mindestens 80 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen in Deutschland verantwortlich. »Je nach Toxingehalt kann bereits eine Menge von 5 bis 50 Gramm Frischpilz tödlich sein«, warnt Professor Dr. Markus Cornberg, medizinischer Geschäftsführer der Deutschen Leberstiftung. »Bei Kindern und älteren Menschen können schon deutlich kleinere Mengen lebensgefährlich werden.« Übrigens: Auch scharfes Anbraten kann dem Gift nichts anhaben, da es hitzestabil ist.

Wie macht sich eine Pilzvergiftung bemerkbar?

Nach dem Verzehr von Pilzpfanne oder Ragout setzen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schweißausbrüche und Benommenheit ein? Dann sollte man laut der Deutschen Leberstiftung an eine Pilzvergiftung denken.

Wichtig allerdings: Gifte aus Pilzen wirken mitunter ganz unterschiedlich im Körper. Es gibt zahlreiche Vergiftungssyndrome, die unterschiedliche Beschwerden mit sich bringen. Zwei Beispiele:

  • Knollenblätterpilz: Meist acht bis zwölf Stunden nach dem Verzehr geht es mit den Symptomen los. Dann kommt es zu heftigen Brechdurchfällen, so die Deutsche Gesellschaft für Mykologie. Wenn sie sich nach einer Weile bessern, ist das aber keine Entwarnung. Dann setzt die Leberschädigung ein, die unbehandelt zum Versagen des Organs führt.
  • Orangefuchsiger Raukopf: Der Verzehr des Giftpilzes, der einem Pfifferling ähnelt, löst keine Magen-Darm-Beschwerden aus. Erst nach Tagen bis zu wenigen Wochen zeigen sich Symptome wie Durst, Kopfschmerzen, ein trockener Mund, Nierenschmerzen und ein Versagen der Urinproduktion. Dahinter steht ein Nierenversagen, das unbehandelt zum Tod führt.

Was tun beim Verdacht, einen Giftpilz gegessen zu haben?

Einen Arzt holen: Bei einem Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollte man umgehend ärztliche Hilfe aufsuchen beziehungsweise einen Notarzt holen. Wer sich unsicher ist, wie dringend ärztliche Hilfe gefragt ist, kann für eine Einschätzung beim zuständigen Giftinformationszentrum anrufen. Eine Auflistung der Giftnotrufnummern gibt es online.

Pilzreste bereithalten: Nur, wenn die Ärzte wissen, mit welchem Gift der Körper kämpft, können sie zielgerichtet behandeln. Putzreste, Speisereise, Erbrochenes und auch Fotos der gesammelten Pilze können entscheidende Hinweise liefern, welcher Pilz genau verzehrt wurde, so die Deutsche Gesellschaft für Mykologie.

Weitere Betroffene informieren: Das BfR rät, andere Personen, die ebenfalls von der Pilzmahlzeit gegessen haben, zu informieren. Sie sollten sich ebenfalls ärztlich untersuchen lassen – auch dann, wenn sie bislang nicht von Symptomen geplagt werden.

Was sollte man nun auf keinen Fall tun?

Kein Erbrechen herbeiführen: Das Pilzragout muss raus aus dem Körper! Das mag der erste Impuls sein, wenn man den Verdacht hat, giftige Pilze gegessen zu haben. Ein Erbrechen sollte man aber nicht herbeiführen, warnt das BfR. Der Grund: Es drohen schwerwiegende gesundheitliche Folgen, etwa wenn Erbrochenes in die tiefen Atemwege gelangt.

Keine Milch trinken: Milch als Erste-Hilfe-Maßnahme bei Vergiftungen – das sitzt in vielen Köpfen, ist aber ein Mythos. Im Gegenteil: Milch kann die Aufnahme von Giften sogar fördern, heißt es vom BfR.

Wie geht man beim Pilze sammeln auf Nummer sicher?

Am besten erspart man sich all das – und macht einen großen Bogen um Giftpilze. Wer Pilze sammeln möchte, sich aber nicht gut auskennt, dem rät die Deutsche Leberstiftung zu geführten Exkursionen mit Pilzexperten.

Sammelt man auf eigene Faust, lässt man seine Funde lieber vor einem oder einer Pilzsachverständigen prüfen. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie stellt dafür online eine Suche zur Verfügung. Experten raten zudem, sich nicht auf Pilzbestimmungs-Apps zu verlassen.

Außerdem sollte man keinen Pilz-Mythen aufsitzen: Fraßspuren von Tieren etwa treffen keine Aussage darüber, ob ein Pilz für Menschen essbar ist. So vertragen zum Beispiel Schnecken den Grünen Knollenblätterpilz problemlos.

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