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Unverträglichkeiten

Was ist echt, was ist Einbildung?

Immer mehr Menschen leiden nach eigenen Angaben an Intoleranzen gegenüber Nahrungsmitteln. Sehr häufig werden hier Fructose und Lactose genannt. Was bei Diagnose und Therapie zu beachten ist, berichtete ein Ernährungsmediziner beim Fortbildungskongress der Apothekerkammer Baden-Württemberg.
Christina Hohmann-Jeddi
02.12.2021  14:30 Uhr

»Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind ein Volksphänomen«, sagte Professor Dr. Stephan Bischoff von der Universität Hohenheim beim Heidelberger Herbstkongress der Apothekerkammer Baden-Württemberg am 21. November. Ein Drittel der Bevölkerung leidet nach eigenen Angaben unter Unverträglichkeiten, in der EU somit etwa 100 Millionen. Angesichts dieser Zahl sei es berechtigt zu fragen, was davon eingebildet und was echt sei. Erhebungen zufolge sei die Zahl der Lebensmittelallergien und -intoleranzen tatsächlich gestiegen, aber auch Wahrnehmung und Einbildung hätten zugenommen.

Ganz vorne bei den Intoleranzen liegen die Zucker Lactose und Fructose, berichtete der Ernährungsmediziner. Betroffenen mit Lactoseintoleranz fehlt das Enzym Lactase, das das Disaccharid Lactose im Dünndarm in Galactose und Glucose spaltet. Dadurch kann der Milchzucker nicht ausreichend im Dünndarm aufgenommen werden und gelangt in den Dickdarm. Dort wird er von Bakterien verstoffwechselt, wobei Gase wie etwa H2 entstehen. Die Folgen: Übelkeit, Blähungen, Bauchschmerzen. Die Symptomatik entwickle sich meist im Erwachsenenalter, berichtete Bischoff. Bei betagten Personen sei sie häufig.

Die Zucker-Dosis ist entscheidend

Eine Fruchtzuckerintoleranz gehe dagegen nicht auf ein fehlendes Enzym, sondern auf eine Überlastung des Transportersystems im zurück. Wird der für die Aufnahme von Fructose verantwortliche Transporter im Dünndarm überlastet, gelangt der Zucker vermehrt in den Dickdarm, wo er die gleiche Problematik auslöst wie bei Lactoseintoleranz. Daher sei die Dosis so entscheidend – mit hohen Dosen könne man den Transporter bei fast allen Menschen überlasten, so Bischoff. Gewisse Mengen Fruchtzucker seien im Obst enthalten, die größten Mengen aber in gesüßten Getränken.

Um eine Intoleranz sauber zu diagnostizieren, sei eine gute Ausschlussdiagnostik wichtig. Goldstandard in der Diagnose von Zuckerintoleranzen sei der sogenannte H2-Atemtest. Er weist das im Darm nach Lactose- oder Fructosebelastung bakteriell gebildete Gas nach, das über das Blut in die Lunge gelangt und dort abgeatmet wird. Diagnostisch hilfreich sei auch, dass sich die Beschwerden bei einer Auslassdiät bessern.

Keine Angst vor Lactose in Arzneimitteln

Das Weglassen der problematischen Substanz sei auch gleichzeitig die Therapie der Intoleranzen, sagte Bischoff. Je nach Schweregrad würden geringe Mengen von Lactose oder Fructose noch vertragen. Bei der Fructose-Malabsorption reiche es häufig schon, die gesüßten Getränke wegzulassen. Personen mit Lactoseintoleranz empfahl der Mediziner lactosefreie Milchprodukte zu konsumieren, statt Milchprodukte generell zu meiden, da diese eine wichtige Calciumquelle darstellen. Lactase-Ersatztherapie sei eine gute Ergänzung zur Eliminationsdiät.

Sehr empfindliche Personen sollten auf versteckte Lactose in Fertigprodukten achten. Hier kann der Zucker im Grammbereich enthalten sein. Geringe Lactosemengen im Milligramm-Bereich, die in Arzneimitteln zu finden sind, seien dagegen »für nahezu alle Patienten vollkommen unproblematisch«. Hier können Apothekerinnen und Apotheker beruhigend auf die Betroffenen einwirken.

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