Was ist das Karpaltunnel-Syndrom und wie wird es behandelt? |
Wer viel am Computer arbeitet und Probleme mit Missempfindungen in Händen und Fingern hat, sollte regelmäßig die Hände ausschütteln, die Handgelenke dehnen und Fingerübungen machen. / Foto: Getty Images/krisanapong detraphiphat
Es passiert zum Beispiel beim Fahrrad- oder Autofahren, beim Telefonieren, beim Arbeiten am Rechner. Oder auch nachts, wenn man mal aufwacht: Die Finger kribbeln, fühlen sich pelzig an, sind taub oder schmerzen. Dass die Hand gelegentlich einschläft, ist normal. Passiert das jedoch ständig, kann ein Karpaltunnel-Syndrom dahinterstecken.
Karpaltunnel – so heißt der Durchgang zwischen Hand und Unterarm, durch den verschiedene Nerven laufen, wie Handchirurg Dr. Michael Fendler von der Helios Manus Klinik in Krefeld erklärt. Dazu gehört auch der sogenannte Mittelnerv. Er gibt Signale an die Hand und die Finger weiter.
Hat der Mittelnerv allerdings nicht genug Platz, weil er gequetscht oder eingeklemmt wird, kommen die Nervensignale nicht mehr richtig in den Fingern an. Ursache können übermäßige Beanspruchungen des Handgelenks sein. Dann entstehen ein Kribbeln, Taubheitsgefühle und Schmerzen in der Hand, vor allem in Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Der kleine Finger bleibt dabei verschont: Er wird von einem anderen Nerv versorgt. Der Schmerz kann sich bis in den Arm ausbreiten.
Fendler zufolge treten die Symptome oft auch nachts auf, da viele Menschen die Hände beim Schlafen anwinkeln. Schreitet die Erkrankung voran, wird vor allem der Daumen kraftloser, die Muskulatur in seinem Ballen bildet sich zurück. Handarbeiten und das Aufdrehen einer Flasche sind dann eine Herausforderung. Spätestens dann ist Zeit, sich ärztliche Hilfe zu suchen. Denn: Wird der Mittelnerv über lange Zeit gequetscht, hat keine Gelegenheit mehr, sich zu erholen – die Finger bleiben dann dauerhaft gefühllos.
Handchirurg Fendler zufolge sind Betroffene meist zwischen 40 und 70 Jahre alt, Frauen bekommen diese Krankheit häufiger als Männer. Überdurchschnittlich oft betroffen sind auch Menschen, die regelmäßig Maschinen mit starker Vibration bedienen, Presslufthammer zum Beispiel.
Medizinische Risikofaktoren sind Vorerkrankungen wie Rheuma und Diabetes. Und auch hormonelle Veränderungen im Zuge einer Schwangerschaft oder der Wechseljahre können das Syndrom begünstigen.