| Christina Hohmann-Jeddi |
| 28.11.2025 16:20 Uhr |
Immer mehr Frauen mit ausgeprägten Menstruationsbeschwerden vermuten inzwischen, eine Endometriose zu haben, berichtete die Frauenärztin. »Endometriose ist derzeit ein Riesenthema.« Die Erkrankung erhalte zunehmend mehr Aufmerksamkeit, was positiv sei, doch auf der anderen Seite dazu führe, dass spezialisierte Zentren so überlastet seien, dass tatsächlich betroffene Frauen keine Hilfe bekämen.
Die beiden Beschwerdebilder ließen sich schlecht auseinanderhalten. Das Leitsymptom der Endometriose seien Schmerzen bei der Menstruation. Zusätzlich könnten Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Wasserlassen und Stuhlgang sowie Blut im Stuhl oder Urin hinzukommen. »Viel Schmerz heißt dabei nicht viel Endometriose«, betonte die Gynäkologin. Manche Frauen mit ausgeprägten Endometrioseherden hätten keine Schmerzen und manche Frauen mit starken Schmerzen keine Endometriose.
Zur Diagnose gebe es bisher keine Biomarker oder Bluttests, obwohl viele Arbeitsgruppen daran forschten. Endometrioseherde ließen sich je nach Lokalisation mit Ultraschall, gynäkologischer Untersuchung oder einer Bauch- oder Blasenspiegelung nachweisen. Bei Endometrioseherden handelt es um Zellgruppen, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln und wie diese bei Progesteronabfall bluten, die sich aber außerhalb der Gebärmutter befinden.
Das Therapieziel – bei Verdacht und bei bestätigter Diagnose – sei eine Blutungsfreiheit und mithilfe von hormoneller Verhütung zu erreichen. »Das Problem: Ich kann entweder die Schmerzen behandeln oder einen Kinderwunsch umsetzen.« Patientinnen, die schwanger werden wollen, rate sie, vor Absetzen der Pille den Partner zum Spermiogramm zu schicken, um nicht unnötig lang umsonst Blutungen zu haben. Da es sich um eine gutartige Erkrankung handelt, sollte sie medikamentös therapiert werden, empfahl Germeyer.
Als medikamentöse Optionen nannte sie reine Gestagene, Pillen im Langzyklus, Hormonspirale und GnRH-Agonisten oder -Antagonisten. »Das Portfolio ist groß.« Wenn ein Präparat nicht vertragen werde, könne man auf ein anderes wechseln. Infrage komme etwa das synthetische Gestagen Dienogest, das allerdings wie andere Gestagene auch negativ auf die Psyche wirken könne. Während Dienogest-Monopräparate zur Endometriose-Therapie zugelassen sind und von der Krankenkasse erstattet werden, müssten Frauen Gestagenpräparate, die nur zur Verhütung zugelassen sind, selbst bezahlen. Operationen seien nur selten, etwa zur Schmerzreduktion bei Kinderwunsch oder zur Diagnosestellung, indiziert.