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Hormone & Psyche

Was hat Weinen mit Kopfschmerzen zu tun?

Ausgiebiges Weinen macht die Seele etwas leichter, den Schädel manchmal aber umso schwerer. Warum Weinen heilsam sein kann, welche Hormone dabei im Spiel sind, warum manche nach dem Weinen Kopfschmerzen bekommen – oder auch gerade, weil sie nicht weinen.
dpa
05.09.2024  15:36 Uhr

Auch wenn fast jeder Mensch Kopfweh aus eigener Erfahrung kennt: Was dabei ganz genau im Körper passiert, wissen Forscherinnen und Forscher noch nicht. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass das Stresshormon Cortisol Kopfschmerzen mit verursachen kann. »Und Weinen ist natürlich intensiver Stress«, sagt der Neurologe Professor Dr. Ulrich Pulkowski von der Schön Klinik Rendsburg. «So gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass dabei Cortisol ausgeschüttet wird.« Bei ausgiebigem und intensivem Weinen umso mehr.

Dabei endet längst nicht jedes Heulen mit einem brummenden Schädel. »Wenn wir Tränen lachen oder uns bei einem emotionalen Film wie »Titanic« die Tränen runterlaufen, bekommen wir eher keine Kopfschmerzen«, sagt Pulkowski. «Das spricht dafür, dass das eine andere Emotion ist, die diesen Stress und die Cortisol-Ausschüttung nicht verursacht.

«Wer akuten Kopfschmerz nun loswerden möchte, kann zu einer Schmerztablette greifen – oder zu einem Fläschchen Pfefferminzöl. Studien konnten Pulkowski zufolge zeigen, dass das Öl, aufgetragen auf Schläfen und Stirn, die Beschwerden ähnlich gut lindern kann wie Schmerzmedikamente.

Kann Weinen wirklich heilen?

»Jein«, sagt Andreas Jähne, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura in Baden-Württemberg. »Man muss unterscheiden zwischen Tränenfluss und Weinen: Wenn uns die Tränen in die Augen schießen, zum Beispiel wenn es windig ist, dann ist das ein Reflex - also eine Schutzfunktion. Tränen halten das Auge feucht und schützen es vor Fremdkörpern.

Dass in den Tränen irgendeine Substanz enthalten ist, die Wunden heilt, ist ein Irrglaube. Das Weinen hingegen ist Ausdruck eines psychischen Vorgangs - und hat durchaus positive Effekte auf unsere Gesundheit: »Weinen fördert die Freisetzung von Endorphinen, die als natürliche Schmerzmittel wirken.« Studien zeigen zudem, dass Weinen die Produktion von Immunzellen anregt und den Körper widerstandsfähiger gegen Krankheiten macht, berichtet der Facharzt.

Besonders für die Seele ist Weinen ein Wundermittel: Das Zulassen von Tränen ermöglicht es uns, negative Emotionen wie Traurigkeit oder Frustration auf gesunde Weise auszudrücken. Schmerzvolle Erinnerungen werden verarbeitet und emotionale Spannung abgebaut. »Weinen kann ein wichtiger Schritt zur emotionalen Heilung sein, da es hilft, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten«, so Jähne.

Weinen als Kommunikationsmittel

Als Baby kommunizieren Menschen hauptsächlich über das Weinen: Es signalisiert anderen, dass man Unterstützung oder Trost braucht. »Weinen, als Ausdruck einer Emotion, tun nur wir Menschen – und ist ein Mittel der sozialen Kommunikation«, sagt der Experte. »Wir teilen dem Gegenüber mit, wie es uns geht.«

So fördert das Weinen soziale Bindungen durch die Freisetzung von Hormonen wie Oxytocin. Stereotype darüber, wer (viel) weint und wer nicht, führen laut Jähne dazu, dass Menschen ihre Tränen unterdrücken. Frauen zeigen eher ihre Emotionen, während Männer oft stark wirken wollen. Die »Heulsuse« oder der Spruch »Echte Männer weinen nicht« sind als Stereotype tief in unserer Gesellschaft verankert. Weinen wird hier oft als Zeichen von Schwäche interpretiert, besonders in Konfliktsituationen, so Jähne: »Wer zu viel weint, wird häufig auch als unreif oder unangemessen wahrgenommen.

Tränen zu unterdrücken ist schädlich

Tränen zu unterdrücken kann jedoch erhebliche negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit haben. Jähne macht das mit einem Vergleich deutlich: »Wenn ich ständig das Weinen unterdrücke, ist das wie ein Ball, der unter Wasser gedrückt wird, der irgendwann an die Oberfläche ploppt.«

Ständiges Zurückhalten von Gefühlen und Tränen kann physische Symptome wie Kopfschmerzen und erhöhten Blutdruck hervorrufen oder sogar Herzprobleme verursachen. Auch die mentale Gesundheit leidet: »Das Nicht-Zulassen von Tränen kann zu einer emotionalen Blockade führen«, sagt Jähne. Wer nicht weint, riskiert, emotionale Probleme zu verschärfen. Depressionen oder andere psychische Erkrankungen können eine Folge sein.

Wer daran gewöhnt oder erzogen wurde, nicht zu weinen, bekommt auch soziale Probleme: »Dauerhaftes Unterdrücken von Weinen und anderen Emotionen kann zu emotionaler Kälte, Verlust an Empathie und geringem Mitgefühl führen«, so der Facharzt.

Manchmal sei es jedoch besser, die Tränen doch lieber zurückzuhalten. Besonders im beruflichen Umfeld könnte Weinen die eigene Glaubwürdigkeit und Autorität infrage stellen. Auch in zwischenmenschlichen Beziehungen könne Weinen unterschiedlich aufgenommen werden und Missverständnisse hervorrufen, wenn es als manipulative Taktik oder emotionale Überforderung interpretiert wird.

Doch wie und wann weint man dann richtig?

»Zuerst sollte man sich bewusst werden, was man fühlt, und diese Gefühle akzeptieren, anstatt sie zu verdrängen«, rät der Experte. Dieser Prozess erfordere Mut, doch »das Zulassen von Gefühlen ist ein gesunder und natürlicher Teil des Lebens«.

Eine sichere und private Umgebung kann laut Jähne hilfreich sein: »Bei Freunden oder Familie fällt es oft leichter, sich zu öffnen und die Tränen fließen zu lassen.« Emotionale Auslöser wie traurige Musik oder emotionale Filme können aktiv genutzt werden, um Tränen zu lockern. »Auch tiefes und bewusstes Atmen kann helfen, den Körper zu entspannen und emotionalen Stress abzubauen.« 

Wer sich lieber mit einem Experten unterhalten möchte, kann sich professionelle Unterstützung holen: »Eine Therapie kann wertvoll sein, um emotionale Blockaden zu erkennen und zu lösen.«

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