Was gibt es, was kommt noch? |
Daniela Hüttemann |
20.10.2022 18:00 Uhr |
Im Fall der mRNA-Coronaimpfstoffe ist es das Spikeprotein von SARS-CoV-2, das exprimiert wird und dem Immunsystem als Antigen dient. »Das Impfen in den Oberarm-Muskel ist hier ein glücklicher Ausnahmefall«, sagte der Referent, »denn Wächterzellen des Immunsystems, das wir erreichen wollen, patrouillieren auch hier«. Tozinameran (Comirnaty®) und Elasomeran (Spikevax®) enthalten nukleosid-modifizierte mRNA als Lipidnanopartikel formuliert. »Es handelt sich dabei um Lipoplexe oder sogenannte SNALP (Stable Nucleic Acid Lipid Particle), nicht um Liposomen«, stellte der Referent klar.
Entscheidend für eine ausgewogene Immunreaktion, also eine Balance zwischen ausreichender Antikörperbildung ohne zu starke Nebenwirkungen der Impfung, ist nach Helms Einschätzung die Modifikation der RNA. Biontech und Moderna hätten die gleiche Modifikation genutzt, nämlich einen Austausch von Uridin zu N1-Methylpseudouridin – einfach nur eine Methylgruppe am Uridin. »Dies verbessert die Proteinexpression bei reduzierter Immunogenität«, fasste der Experte den bisherigen Kenntnisstand zusammen. Hierum geht es wohl auch im derzeitigen Patentstreit.
Curevac dagegen hatte auf nicht modifizierte RNA gesetzt, allerdings mit optimierter Sequenz, um den Toll-Like-Rezeptoren auszuweichen. In den klinischen Studien mit dem ursprünglichen Kandidaten Zorecimeran (CVnCoV) konnte jedoch keine ausreichende Schutzwirkung erreicht werden.
An einer Optimierung der Sequenzen, um sie stärker oder schwächer immunogen zu machen, werde weiter geforscht, so Helm, auch im Hinblick darauf, dass mRNA in Zukunft bei vielen weiteren Indikationen, vor allem bei Tumoren und Infektionen, als weitere Variante der Immuntherapie zum Einsatz kommen soll.