Was die Tage kritisch macht |
Ein bisschen Glitzer zum Weltmenstruationstag: Laut Professorin Dr. Mandy Mangler lässt sich gesamtgesellschaftlich und medial ein verstärktes Bewusstsein für Zyklus und Periode wahrnehmen. / © Getty Images/Tijana Simic
Gynäkologin Mangler begrüßte es, dass sich gesamtgesellschaftlich und medial ein verstärktes Bewusstsein von Zyklus und Periode wahrnehmen lässt: etwa die Verabschiedung des Gesetzes zur tageweisen Freistellung von Frauen mit Dysmenorrhö in Spanien, Athletinnen, die ihr Training nach der Periode ausrichten, sowie die Senkung der Mehrwertsteuer auf Periodenprodukte zum 1. Januar 2024 hierzulande. »Vor allen Dingen auf Social Media ist die monatliche Blutung positiver besetzt; sie glitzert jetzt sogar ein bisschen.«
Am 28. Mai ist der Internationale Tag der Menstruationshygiene. Das Datum ist kein Zufall: Die durchschnittliche Dauer eines Menstruationszyklus liegt bei 28 Tagen und der Mai als fünfter Monat des Jahres steht für die durchschnittlich fünf Tage andauernde Menstruation. Der Tag soll auf die Herausforderungen, mit denen weltweit Mädchen und Frauen konfrontiert sind, aufmerksam machen.
»Fast alle Frauen haben in ihrem Leben schon das ein oder andere Mal Schmerzen bei der Menstruation gehabt. Manche haben diese Schmerzen regelmäßig, andere so stark, dass sie bei der Arbeit ausfallen und die Lebensqualität stark beeinträchtigt ist«, sagte die Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin – Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und des Vivantes Klinikums Neukölln in Berlin bei einem Webcast des Unternehmens Opella. Viele Frauen nähmen regelmäßig Spasmolytika oder Analgetika, um zu funktionieren, und vertrauten sich erst nach geraumer Zeit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt an. So werden Zyklusstörungen, Hypermenorrhö oder Endometriose erst relativ spät diagnostiziert.
Laut der Gynäkologin ist es nicht verwunderlich, dass es vor allem die jüngeren Frauen sind, denen die Tage rund um die Blutung Schmerzen bereiten. »Sie sind noch nicht an die retrograde Blutung gewöhnt. Es gelangt immer etwas Menstruationsblut in den Bauchraum, was zusätzliche Schmerzen verursachen kann. An sich entstehen die Krämpfe dadurch, dass jede Menstruation wie eine kleine Geburt ist. In gewisser Weise übt der Körper damit ja auch für die Geburt: Gebärmutterschleimhaut wird abgegeben – sie wird quasi geboren – und dabei entstehen kleine Kontraktionen, die über die Gebärmutter ziehen.«
An sich ist die Abstoßung zwar ein physiologischer Prozess. Doch er kann krampfartige Beschwerden verursachen, da durch die Freisetzung von Entzündungsmediatoren die glatte Muskulatur des Gastrointestinaltrakts und des Uterus stimuliert und damit verbundene Gefäße stark kontrahiert werden. »Im Menstruationsblut betroffener Frauen finden sich erhöhte Mengen an Prostaglandinen. Zudem ist das Gleichgewicht zwischen kontraktilen und relaxierenden Prostaglandinen verschoben, was in der Folge zu einer verlängerten Anspannung der Uterusmuskulatur sowie einer Unterversorgung, also Hypoxie des Gewebes und zu einem Ischämieschmerz führt«, erklärte die Expertin die Vorgänge in der Gebärmutter.
»Allerdings gibt es auch krankhafte Formen von Dysmenorrhö, etwa bei Endometriose, wenn Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter in jeder Periode mitblutet. Bis zu 10 Prozent aller Frauen sind davon betroffen. Und bei Frauen mit Myomen kann es wegen der Vergrößerung der Gebärmutter durch die gutartigen Muskelknoten zu Schmerzen kommen.« Mangler rät allen Frauen, sich mit den allmonatlichen Beschwerden nicht einfach zu arrangieren. »Starke Regelschmerzen, die Zyklus für Zyklus durch krampflösende oder schmerzstillende Medikamente behandelt werden müssen oder trotz deren Einnahme noch stark das Leben beeinträchtigen, verlangen eine ärztliche Konsultation.«