Was das für die Medikation bedeutet |
Für Patienten mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 40 oder einem BMI über 35 plus adipositasbedingten Begleiterkrankungen kommt eine Adipositas-Chirurgie infrage. / Foto: Adobe Stock/motortion
Krankhaftes Übergewicht (Adipositas) und die damit verbundenen Folgeerkrankungen sind inzwischen weit verbreitet. Betroffenen, die mehrere Versuche zur Gewichtsabnahme erfolglos hinter sich haben, wird mittlerweile oft zu einer bariatrischen Operation geraten. Dabei wird durch einen chirurgischen Eingriff die Anatomie im Magen-Darm-Trakt verändert. Während früher mittels Magenbändern ein Teil des Magens abgebunden wurde, setzt man heute auf eine Schlauchmagen- oder Magenbypass-OP.
Beim Schlauchmagen wird ein großes Stück des Magens laparoskopisch entfernt. Durch das deutlich verringerte Volumen wird die Nahrungsaufnahme begrenzt. Der Magenbypass geht noch einen Schritt weiter: hier wird der Magen deutlich verkleinert und an einen tieferen Ast des Dünndarms angeschlossen. Nahrung und damit auch Medikamente gelangen dadurch ohne Verzögerung in tiefere Abschnitte des Dünndarms, was zu einer Verringerung der aufnehmbaren Menge, aber auch zu einer schlechteren Verwertung (Malresorption) führt.
Betroffene bekommen nach der Operation beim Verlassen des Krankenhauses in der Regel eine Liste mit Medikamenten, die sie nicht mehr nehmen sollen oder dürfen. Bei der Beratung gelten folgende Regeln:
Kontraindiziert sind in der Selbstmedikation alle nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Diclofenac und Naproxen einschließlich der Coxibe und Flurbiprofen. Vor allem bei Dauergebrauch können sie zu einer direkten Schädigung des Magens führen. Zwar kann dieser Effekt durch eine Kombination mit einem Protonenpumpen-Hemmer umgangen werden, allerdings sollte die Einnahme nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Als Alternative zu den NSAR kann Paracetamol empfohlen werden, gegebenenfalls in Kombination mit Coffein als Wirkverstärker. Bei gastrointestinalen Problemen ist zudem die Anwendung von Butylscopolamin und Dimethicon sinnvoll. Generell sollten bevorzugt nicht orale Arzneiformen wie Salben und Gele sowie Schmerzpflaster oder Zäpfchen eingesetzt werden.
Sind die Schmerzen mit diesen Maßnahmen oder alternativen Anwendungen wie Wärme oder ätherischen Öle (zum Beispiel bei Kopfschmerzen) nicht in den Griff zu bekommen, sollte der Patient an einen Arzt verwiesen werden. Mit Metamizol oder stärkeren, nicht magenwirksamen Arzneistoffen gibt es Alternativen außerhalb der Selbstmedikation.
Viele Patienten, die lange unter Übergewicht gelitten haben, entwickeln mit der Zeit Arthrosen. Nicht empfohlen werden sollten hier OTC-Präparate mit Glucosamin, die vor allem in der Anfangszeit nach der Operation oft schlecht vertragen werden. Die Ursache hierfür ist unbekannt. Alternativ kann bei entzündlichen Prozessen zu einem Versuch mit Enzympräparaten geraten werden, da diese meistens ohnehin magensaftresistent verarbeitet sind.
Die verminderte Resorption ist auch bei der Beratung zu Vitaminpräparaten zu berücksichtigen, die der Patient nach der Operation unbedingt einnehmen muss. Es sollte sich nicht um retardierte Präparate, sondern um einfache Tabletten oder flüssige Zubereitungen handeln. Relevant sind hier alle Multivitamin- und Mineralstoffpräparate, besonders mit B12, D3, Calcium und Eisen. Vor allem B12 wird durch die veränderte Magenpassage schlecht bis gar nicht resorbiert, sodass der Patient es oft per Injektion erhalten muss. Hinsichtlich Calcium sollten mit Blick auf die Löslichkeit Präparate mit Calciumcitrat empfohlen werden. Zudem sollten die Patienten daraufhin hingewiesen werden, regelmäßig die Blutwerte kontrollieren zu lassen.