Was bringt das geplante Primärarztsystem? |
Union und SPD wollen laut Koalitionsvertrag ein verbindliches System einführen, bei dem Hausarztpraxen eine Lotsenfunktion zukommt. / © Adobe Stock/Gina Sanders
Eine gezieltere Vergabe von Terminen bei Fachärzten soll nach Plänen von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) auch den Patientinnen und Patienten nützen. Ziel sei die Hausarztpraxis als »erste Ansprechstelle mit einer beschleunigten Terminvermittlung zur fachärztlichen Weiterbehandlung«, sagte die CDU-Politikerin beim Deutschen Ärztetag in Leipzig. Damit wäre eine gute und verlässliche Versorgung aus einer Hand gewonnen. Zudem ließen sich Doppeluntersuchungen und lange Wartezeiten für Facharztbesuche vermeiden.
Union und SPD wollen laut Koalitionsvertrag ein verbindliches System einführen, bei dem Patientinnen und Patienten primär in eine Hausarztpraxis gehen, die sie bei Bedarf – mit einem Termin in einem bestimmten Zeitraum – an Fachärzte überweist. Dies soll eine »Termingarantie« darstellen. Klappt es mit dem Termin in diesem Zeitkorridor nicht in einer Praxis, soll man sich daher auch von einem Facharzt oder einer Fachärztin in einem Krankenhaus behandeln lassen können. Dass viele Menschen die Termingarantie befürworten, belegte jetzt die AOK anhand einer Umfrage. Knapp 70 Prozent Menschen würden demnach die die freie Facharztwahl hergeben, wenn der Hausarzt dafür schneller einen Termin beim Facharzt vermitteln könnte. An der Forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbands hatten knapp 8600 Befragte teilgenommen.
Die Bundesärztekammer unterstützt die Pläne. Entscheidend sei aber die konkrete Ausgestaltung, sagte Präsident Klaus Reinhardt. Er warnte vor einer »Behandlungskoordination mit der Brechstange« und davor, dass eine schnellere Terminvergabe verordnet werden könnte, obwohl die Strukturen dies aktuell in keiner Weise hergäben. Schon vor dem Ärztetag hatte er deutlich gemacht, dass Patienten bisher mit der Organisation ihrer Versorgung weitgehend allein gelassen würden. Mancherorts habe jeder Zweite im Schnitt zwei Hausärzte.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte mit Blick darauf, Patienten seien nicht grundsätzlich undiszipliniert. Es gebe gute Gründe für das Aufsuchen von zwei Hausärzten. »Nicht selten liegen Arbeitsort und Wohnort weit auseinander. Auch sind Urlaubsvertretungen dafür verantwortlich, dass im Quartal zwei Hausärzte gezählt werden«, sagte Vorstand Eugen Brysch. Im Mittelpunkt stehen müssten eine bessere Verteilung der Vertragsärzte und die vertraglich zugesicherten 25 Wochenstunden Präsenzzeiten für Kassenpatienten.