Was bei Tinnitus wirklich hilft – und was nicht |
Die Therapieempfehlungen der Leitlinienautoren zielen bei chronischem Tinnitus darauf ab, die Belastungen langfristig zu reduzieren. Dabei stehen Techniken im Fokus, die die Betroffenen in die Lage versetzen, mit dem Ohrgeräusch besser umzugehen. Dazu zählen in erster Linie Hörgeräte und/oder Hörtherapien sowie in hartnäckigen Fällen auch Cochlea-Implantate. Eine klare Empfehlung gibt es überdies für die kognitive Verhaltenstherapie und die Teilnahme an Selbsthilfegruppen. Auch digitales Tinnitus Counseling ist mittlerweile möglich. »Meine Tinnitus App« wurde in das DiGA-(Digitale Gesundheitsanwendung-)Verzeichnis aufgenommen.
Erstmals nennen die Leitlinienautoren auch Maßnahmen, denen es an Evidenz mangelt. »Dies dürfte eine wichtige Hilfestellung für die Patienten sein, die im Internet mit einer Vielzahl von Maßnahmen konfrontiert werden, die nicht zielführend sind«, so Hesse. So gibt es laut Leitlinie keine ausreichenden Wirksamkeitsbelege für hoch dosierte Ginkgo-biloba-Extrakte, die Langzeit-Corticoid-Gabe, Antidepressiva, Benzodiazepine, Muskelrelaxanzien oder Gabapentin. Auch von Betahistin, Zink, Melatonin oder Cannabis raten die Experten ab.
Als wenig evident haben sich auch die unterbrochene sogenannte Notch-Musik, die als Smartphone-App oder in Verbindung mit Hörgeräten angeboten wird, sowie weitere App-gestützte Soundtherapien und andere akustische Neuromodulationsverfahren erwiesen. »Musiktherapeutische Verfahren sind zwar in Bezug auf eine Schulung der Hörfähigkeit sinnvoll, Studien, die eine Wirksamkeit in Bezug auf chronischen Tinnitus belegen, liegen jedoch nicht vor«, heißt es in der Leitlinie.