Was bedeutet der Kaschmir-Konflikt für Generika |
Alexandra Amanatidou |
09.05.2025 14:00 Uhr |
»Derzeit ist es zu früh um zu ermessen, wie sich ein möglicherweise eskalierender Konflikt zwischen Indien und Pakistan auf unsere Versorgung mit Generika auswirken wird«, sagt Bork Bretthauer, Geschäftsführer des Verbandes Pro Generika gegenüber der PZ. Deutschland und die EU seien als Folge des massiven Preisdrucks auf Generika in hohem Maße abhängig von Asien. »Die Lieferketten reichen über den gesamten Globus und jede Störung kann unsere Versorgung beeinträchtigen«, sagt Bretthauer und mahnt: »Lieferketten müssen diversifizierter sein.«
Obwohl viele Unternehmen im Süden Indiens angesiedelt sind, gibt es auch einige Pharmaunternehmen wie Zydus Lifesciences und Torrent Pharmaceuticals, die im Norden ihren Sitz haben. Im Falle eines Krieges, der die gesamte indische Wirtschaft betreffen würde, »würde es bei einer Beeinträchtigung der Generika-Produktion sicher auch uns in Europa betreffen«, sagt Andreas Wiegand von der Nichtregierungsorganisation »Apotheker helfen« gegenüber der PZ.
Auf die Frage, welche Folgen der Krieg für Entwicklungsländer haben könnte, die stärker auf Generika aus Indien angewiesen sind, antwortet Wiegand: »Arme Menschen trifft es sicher umso härter, wenn Versorgungsketten ins Stocken geraten«.
Was diesen Konflikt besonders kritisch macht, ist das die indische Regierung den seit 1960 bestehenden Indus-Wasservertrag mit Pakistan ausgesetzt hat. Dieser reguliert die Wassernutzung des Flusses Indus und seiner Nebenflüsse zwischen den beiden Ländern. Indien droht sogar damit, den Wasserfluss über die gemeinsame Grenze zu stoppen. Für Pakistan wäre ein solcher Schritt fatal, denn das Land kämpft seit Jahren mit Wasserknappheit. Die Regierung in Islamabad hatte angekündigt, einen solchen Schritt als »Kriegsakt« zu werten.
Außerdem ordnete Indien die Ausweisung aller pakistanischen Staatsbürger an. Im Gegenzug erklärte die pakistanische Regierung mehrere indische Diplomaten zu unerwünschten Personen, die das Land unverzüglich zu verlassen hätten.
Experten sind sich weitgehend einig, dass beide Länder kein Interesse an einer Eskalation haben. Vorerst ist allerdings kein Ende in Sicht.