Warum sind Fake News oft so erfolgreich? |
Fachleuten zufolge ist wichtig, dass vor allem das private Umfeld – Freunde, Bekannte oder Arbeitskollegen – widerspricht, wenn jemand Fake News weiterverbreitet. / Foto: Adobe Stock/Krakenimages.com
Es ist eine Behauptung, die seit den vergangenen Bundestagswahlen durch soziale Netzwerken und private Messenger-Dienste geistert und immer wieder geteilt wird: Angeblich wolle die damalige Kanzlerkandidatin und heutige Außenministerin Annalena Baerbock den Deutschen ihre Haustiere verbieten. Sie erwäge etwa eine CO2-Steuer auf Hund und Katze, um Emissionen zu reduzieren. Das ist Humbug – oder sachlicher: Fake News, also eine bewusst irreführende Behauptung, die gezielt verbreitet wird, um die Grünen-Politikerin zu diskreditieren.
In einem kürzlich erschienenen Report des Thinktank Club of Rome bezeichnen die Autorinnen und Autoren die «kollektive Unfähigkeit, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden», als «bedeutendste Herausforderung unserer Tage». In demokratischen Gesellschaften seien Fehl- und Falschinformationen zumindest bis zu einem gewissen Grad durch die Massenmedien eingedämmt worden, heißt es in dem Bericht «Earth for All».
«Die sozialen Medien aber haben dieses Modell zertrümmert. Sie haben eine ganze Industrie der Falsch- und Desinformationen entstehen lassen, was der Polarisierung von Gesellschaften und einem Vertrauensverlust Vorschub leistet und dazu beiträgt, dass wir angesichts der kollektiven Herausforderungen unfähig sind, zusammenzuarbeiten oder uns auch nur über Grundtatsachen zu verständigen.»
Doch warum sind Fake News so erfolgreich? «Der Grund, wieso Menschen Falschinformationen glauben, ist: weil sie ihnen gerne glauben wollen», sagt der Politik- und Datenwissenschaftler Josef Holnburger. «Weil sie dadurch einen Schuldigen präsentiert bekommen, oder weil ihre eigene politische Position ihrer Meinung nach die richtige ist.» Dies gehe sogar so weit, dass einige Desinformation häufig sogar dann teilen, wenn diese bereits widerlegt wurde. Eine solche Desinformation wird von etlichen Nutzerinnen und Nutzern im Netz sofort aufgriffen und diskutiert.
Im digitalen Zeitalter, in dem jeder und jede Gehör finden kann, haben es gesicherte Fakten dagegen wesentlich schwerer, durchzudringen. Grund hierfür seien unter anderem Empörung und Wut, sagt Holnburger. «Nachrichten, die wütend machen, bringen Menschen eher dazu, sie weiterzuleiten oder auf Social Media zu posten.» Menschen wollen etwas gegen die behaupteten Missstände unternehmen und teilen derartige Nachrichten daher eher.
Gesicherte Fakten oder Aufklärung über Desinformation – sogenannte Faktenchecks – hingegen erreichen deutlich weniger Menschen, weil sie nur selten jemanden empören oder aktivieren. So einige psychologische und algorithmische Effekte böten eine Art Heimvorteil für Desinformation, sagt Holnburger.