Warum sind Fake News oft so erfolgreich? |
Der Tech-Blogger Ben Thompson beschrieb das Phänomen vor einigen Jahren so: «Die Macht hat sich von der Angebots- auf die Nachfrageseite verlagert.» In anderen Worten: Ob eine Botschaft viele Leute erreicht, hängt nicht mehr davon ab, wer sie verbreitet, sondern wie viele Leute sie hören und weiterleiten wollen.
Eine These, die Dr. Martin Doll, Juniorprofessur für Medienkulturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, bekräftigt: «Die technischen Mechanismen von Social-Media-Plattformen zeichnen sich dadurch aus, die Posts zu bevorzugen, die am meisten Reaktionen provozieren.» Dies sorge für eine Verstärkung des Nachrichteneffekts – eben und gerade auch bei Falschinformationen.
Meist stecken Experten zufolge politische oder wirtschaftliche Absichten dahinter. Aktuelles Beispiel: Fakes über den Krieg in der Ukraine. «Hier ist der hauptsächliche Motivationshintergrund oft eine Destabilisierung, also Chaos, Misstrauen und Ähnliches zu streuen», sagt Holnburger. Manche der verbreiteten Thesen widersprächen sich sogar. «Beispielsweise haben wir gerade in der Anfangszeit des Krieges immer wieder die Desinformation gesehen, dass Russland gar nicht in die Ukraine einmarschiert sei. Gleichzeitig hieß es aber auch, dass Russland guten Grund gehabt habe, einzumarschieren.»
Sinn und Zweck auch widersprüchlicher Fake News ist es, Nutzer mit so viel Falschem zu überschütten, dass Wahrheit und Fakten daneben fast verschwinden. «Man hat schließlich so viele alternative Hypothesen, dass man anfängt, sie zu glauben», so Holnburger.
Zudem solle die Verlässlichkeit etablierter Medien untergraben werden. Einer Erhebung der Vodafone-Stiftung aus dem Sommer 2021 zufolge sind vor allem Menschen der Generation 50 plus diejenigen, die häufig Desinformation sehen und teilen. Fragt man sie danach, wie oft sie Fake News begegnen, können sie das demnach oft nicht beantworten. Unter anderem, weil sie das Gelesene und Gesehene nicht als Lüge wahrnehmen, sondern als Information. Deshalb ist es Fachleuten zufolge wichtig, dass vor allem das private Umfeld – Freunde, Bekannte oder Arbeitskollegen – in solchen Fällen widerspricht.
«Oftmals glauben von Desinformation betroffene Menschen, dass ihnen eine schweigende Mehrheit zustimmt, oder dass das alle so glauben würden», erklärt Holnburger. Dieses Weltbild müsse ins Wanken gebracht werden. «Das persönliche Umfeld hat im Vergleich zu großen medialen Aufklärungskampagnen noch am ehesten Zugang.» In diesem Zusammenhang hat dann auch die Arbeit von Faktencheckern einen Nutzen. «Das sind genau die Plattformen, die deren Umfeld auf Falschinformationen hinweist.»