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Analgetika und Entzündungshemmer

Warum sie bei Frauen anders wirken

Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wirksamkeit von Arzneimitteln verschiedener Klassen sind hinlänglich bekannt. Besonders zutage treten sie bei Schmerzmitteln und Entzündungshemmern. Über mögliche Ursachen und Konsequenzen informierte ein Vortrag bei der Würzburger Winterfortbildung.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 21.02.2021  08:00 Uhr

»Studien zeigen, dass die Schmerzschwelle bei Frauen deutlich niedriger und die Schmerztoleranz geringer ist«, sagte Professor Dr. Oliver Werz, Lehrstuhl für Pharmazeutische/Medizinische Chemie, Universität Jena, bei der Würzburger wissenschaftlichen Winterfortbildung Anfang Februar. Frauen litten viel häufiger an Migräne und Spannungskopfschmerzen, Reizdarmsyndrom und Fibromyalgie als Männer. Nur der Cluster-Kopfschmerz komme bei Männern häufiger vor.

Als mögliche Ursache für geschlechtsspezifische Unterschiede nannte der Apotheker die Verarbeitung von Schmerzen im Gehirn. Bei schmerzgeplagten Frauen seien vorwiegend limbische Hirnareale aktiv, in denen auch Emotionen verarbeitet werden. Bei Männern reagieren eher Areale, in denen die analytische und kognitive Verarbeitung stattfindet.

Als Beispiel für eine unterschiedliche Arzneistoffwirkung nannte er Morphin. Nach experimenteller Gabe von Morphin 0,1 mg/kg Körpergewicht und Applikation eines Schmerzreizes erfuhren Männer schnell eine Schmerzhemmung, die rasch nachließ. Bei Frauen hielt die Wirkung viel länger an. »Studien zeigen, dass Männer etwa 40 Prozent mehr Morphin, bezogen auf das Körpergewicht, brauchen als Frauen. Bei ihnen müsste das Dosierungsintervall deutlich verlängert werden«, resümierte Werz.

Was hat die Haarfarbe mit Schmerzen zu tun? Die Aktivität des Melanocortin-1-Rezeptors (MC1-R), der in Melanozyten der Haut, aber auch im Gehirn vorkommt, reguliert die Haar- und Hautfarbe. Bei aktivem MC1-R wird vorwiegend das dunkle Pigment Eumelanin gebildet. Bei Funktionsverlust des Rezeptors wird nur noch das gelbrote Phäomelanin gebildet: Die Haare sind rot. Rothaarige Frauen, die zwei veränderte Allele des MC1-R-Gens haben, reagieren in Studien anders auf Schmerzreize. »Sie haben eine höhere Schmerzschwelle gegenüber elektrisch induzierten Schmerzen und sprechen besser auf Morphin an«, erklärte Werz. Man vermute daher, dass MC1-R eine wichtige Rolle bei der Schmerzweiterleitung habe.

Klinisch relevante geschlechtsspezifische Unterschiede sind auch bei Acetylsalicylsäure (ASS) zu beachten. ASS 100 mg schützt Männer vor Herzinfarkt, aber nicht vor Schlaganfall – bei Frauen ist es umgekehrt. Warum, ist noch unklar.

Testosteron beeinflusst Leukotrien-Bildung

Relevante Gendereinflüsse berichtete Werz von Leukotrienen (LT), die als Entzündungsbotenstoffe fungieren. Leukozyten von Frauen produzieren viel mehr LT und zugleich kommen LT-vermittelte Erkrankungen wie Asthma, allergische Rhinitis, rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes und Multiple Sklerose bei Frauen viel häufiger vor. Wenn man aber im Labor Testosteron/5α-Dihydrotestosteron zu weiblichem Blut gibt, sinkt die LT-Synthese auf das Niveau wie bei Männern ab, berichtete Werz aus eigenen Arbeiten. Je höher die Hormonkonzentration, umso geringer die LT-Bildung. »Experimente mit Anti-Leukotrienen wurden aber fast ausschließlich an männlichen Tieren gemacht, ebenso die meisten Studien«, monierte er.

Der Testosteron-Effekt zeigt sich deutlich beim Asthmamedikament Montelukast. Der LT-Rezeptorantagonist lindert Asthmasymptome bei zwei- bis fünfjährigen Jungen gut, aber dieser Effekt flache bei Sechs- bis Neunjährigen bereits ab. Bei pubertierenden Jungen (zehn bis 14 Jahre), bei denen steigende Hormonspiegel die LT-Synthese dämpfen, versage Montelukast. Bei Mädchen in diesem Alter wirkt es weiterhin.

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