Warum Frauen deutlich häufiger erkranken |
Brigitte M. Gensthaler |
08.03.2023 09:00 Uhr |
Umstritten ist, ob eine menopausale Hormonersatztherapie (HRT) das Alzheimer-Risiko senken kann. Dem gingen Baumgartner und Stute in ihrem Review nach. Sie fanden zwei 2020 publizierte Metaanalysen, in denen eine Hormontherapie in den Wechseljahren das Risiko einer Demenz/Alzheimer-Erkrankung um etwa 11 Prozent beziehungsweise 33 Prozent reduzierte. Vermutlich gebe es ein kritisches Zeitfenster (»window of opportunity«), wonach ein früher Therapiebeginn in der Peri- oder frühen Postmenopause günstig sein könnte. Andere Arbeiten konnten keinen zeitlichen Zusammenhang feststellen. Eine späte Hormontherapie könnte das Risiko eventuell sogar erhöhen. »Ob es ein günstiges Zeitfenster für die HRT gibt, müssen zukünftige wissenschaftliche Arbeiten klären«, schlussfolgern die Gynäkologinnen.
Verbessert eine Hormontherapie die Kognition bei bereits diagnostizierter Demenz? Die Antwort der Autorinnen: »wahrscheinlich nein«.
In der S3-Leitlinie »Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen« (Stand 2020) heißt es: »Frauen in der Peri- und Postmenopause sollen darüber beraten werden, dass es unklar ist, ob eine HRT vor dem 65. Lebensjahr das Demenzrisiko beeinflusst.« Es gebe keine Daten mit starker Evidenz für ein erhöhtes Demenzrisiko oder Vorteile einer peri- oder postmenopausalen HRT vor dem 65. Lebensjahr.
Die AFI weist zum Weltfrauentag auch auf die allgemeinen Risikofaktoren für eine Alzheimer-Erkrankung hin. Dazu zählen Depressionen, Diabetes, Fettleibigkeit, Schädel-Hirn-Traumata, Infektionen und chronische Entzündungen. Diese Erkrankungen scheinen sich bei Frauen stärker auf den kognitiven Verfall auszuwirken als bei Männern, schreibt die Gesellschaft. Wahrscheinlich könnten Frauen daher noch stärker von einem gesunden Lebensstil profitieren als Männer.