Warum Brustkrebs-Früherkennung neu gedacht werden muss |
Melanie Höhn |
14.10.2025 09:00 Uhr |
Eine weitere Technologie zur Brustkrebs-Diagnostik sei die Magnetresonanztomografie (MRT). Laut Kuhl senkt diese die Zahl der sogenannten Intervallkarzinome, jener Tumoren, die zwischen zwei Screening-Terminen entstehen, und hilft dabei, spät erkannte Brustkrebsfälle zu vermeiden. Anders als bei der Mammografie gelte hier: Je schneller ein Tumor wächst und je höher sein Metastasierungspotenzial ist, desto eher werde er im MRT erkannt.
Trotzdem werde ein universeller Einsatz der Bildgebung nicht empfohlen. Kuhl plädiert für eine risikoadaptierte Vorgehensweise: Die Untersuchung müsse gezielt Frauen mit einem erhöhten Risiko angeboten werden. Mittlerweile könne mit hoher Präzision bestimmt werden, welche Frauen ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs haben und wer von einem herkömmlichen Screening durch Mammografie nicht profitiert. Dazu zählen insbesondere Frauen mit extrem dichtem Brustgewebe. Aus diesem Grund empfiehlt die European Society of Breast Imaging (EUSOBI) seit 2022, dass Frauen nach einer Screening-Mammographie über ihre Brustdichte informiert werden und bei sehr dichtem Gewebe eine zusätzliche MRT mit Kontrastmittel angeboten bekommen.
Darüber hinaus setzt sich Kuhl für eine individualisierte Früherkennung ein, idealerweise durch künstliche Intelligenz (KI) unterstützt. So könne man zukünftig auch Frauen identifizieren, bei denen ein MRT unabhängig von der Brustdichte sinnvoll wäre. Durch KI-basierte Texturanalysen der Mammografie beispielsweise könnten Frauen gefunden werden, die ein hohes Risiko tragen, innerhalb der nächsten zwei Jahre an einem Mammakarzinom zu erkranken, und zwar unabhängig von der Mammografie selbst.
In der Studie ScreenTrustMRI konnte ein KI-Algorithmus die 7 Prozent der Frauen mit dem höchsten Brustkrebsrisiko herausfiltern. Diese erhielten teilweise ein MRT. Daraus resultierte eine »Karzinom-Detektionsrate, die es in der Geschichte der Früherkennung noch nicht gegeben hatte«, so Kuhl.
Für jüngere Frauen unter 50 Jahren gebe es noch keine allgemein gültige Lösung. Bei ihnen träten häufiger aggressive Tumorformen auf, für die die Mammografie oft keine zuverlässige Diagnose liefere. Zwar sei das Brustkrebs-Risiko in dieser Altersgruppe niedriger, doch hätten viele junge Frauen dichtes Brustgewebe; dies mache die Mammografie wiederum weniger effektiv.