Warum Alzheimer häufiger Frauen trifft |
Das Geschlecht beeinflusse bei der Alzheimer-Krankheit auch die Informationsübertragung im Gehirn, heißt es weiter. Es gebe Hinweise darauf, dass Oligodendrozyten, die dafür sorgen, dass die Nervenzellen geschützt sind und Informationen schnell ausgetauscht werden können, im Falle einer Alzheimer-Erkrankung bei Frauen weniger stark aktiviert würden als bei Männern. Dadurch bleibe diese »Schutzschicht« bei Frauen weniger gut erhalten und die Informationsweiterleitung im Gehirn würde stärker beeinträchtigt.
Der dritte Faktor betrifft die Mikrogliazellen als wichtigen Teil der Immunabwehr des Gehirns. Im gesunden Gehirn wirken sie entzündungshemmend und sorgen dafür, dass schädliche Stoffe entsorgt werden. Bei der Alzheimer-Krankheit seien Mikrogliazellen zunächst noch in der Lage, die für die Krankheit typischen schädlichen Proteinablagerungen im Gehirn abzubauen, so die AFI. Im Krankheitsverlauf würden die Zellen durch ständige Aktivierung zunehmend erschöpft. Sie könnten den Schutz des Gehirns dann nicht mehr gewährleisten und verursachten chronische Entzündungen, die den Abbau der Nervenzellen zusätzlich förderten.
Mikrogliazellen würden durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst, die ebenfalls vom Geschlecht abhängig seien. Bei Frauen scheine die Immunabwehr und die Regulation von Entzündungsprozessen schlechter zu funktionieren als bei Männern. »Das Geschlecht beeinflusst auch die Immun- und Entzündungsreaktionen, weil viele Gene, die mit Immunreaktionen zu tun haben, auf dem X-Chromosom liegen«, sagt Yang Liu.
Die Erforschung von geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit stehe noch am Anfang, heißt es abschließend. Seit einigen Jahren wachse jedoch das Bewusstsein, dass geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Entstehung und Behandlung von Krankheiten eine wichtige Rolle spielen.
Der technische Fortschritt mache es jetzt möglich, dies auch in der Grundlagenforschung zu berücksichtigen. »Jetzt können wir diese winzigen Unterschiede auf molekularer Ebene zwischen Männern und Frauen feststellen, weil die Technologien mittlerweile so weit entwickelt sind, insbesondere die genetische Sequenzierung und die Big-Data-Analyse«, so Yang Liu.