Wann Untergewicht zum Problem wird |
Bei der Therapie ist das Ziel, einen Nährstoffmangel zu vermeiden oder rückgängig zu machen und einen BMI im Normalbereich anzustreben. Pirlich empfiehlt eine Beratung bei einer qualifizierten Ernährungsfachkraft, die sich genau anschaut, was der Betroffene zu sich nimmt. Danach richtet sich das weitere Vorgehen, denn »manche Menschen brauchen mehr Energie, um zuzunehmen, andere brauchen weniger«.
Wichtig sei auch zu ermitteln, warum jemand zu wenig Energie zu sich nimmt. Häufig stünden Stress und Sorgen hinter einer Appetitlosigkeit und fehlendem Hungergefühl. Betroffene sollten langsam und nachhaltig mithilfe einer energiedichten Kost zunehmen. Dazu benötige es laut Pirlich gar nicht so viel: Ernährungsstudien hätten gezeigt, dass schon 300 kcal zusätzlich pro Tag nach einigen Wochen den Ernährungszustand deutlich verbessern. Bei ausgeprägter Mangelernährung ist allerdings eine höhere Energiezufuhr erforderlich.
»Um dies zu erreichen, sollten Betroffene das tun, was es sonst eher zu vermeiden gilt, nämlich die Speisen mit Sahne, Butter und Ölen anreichern.« Fett als Energieträger trägt wesentlich zur Deckung des Energiebedarfs bei und ist ein wichtiger Bestandteil der Ernährung, das würde von einigen Menschen, die sich gesund ernähren wollen, leicht vergessen. Fettreiche Milch und Milchprodukte, fetter Fisch, Eier, Nüsse und Hülsenfrüchte liefern außerdem gleichzeitig Proteine, die in Kombination mit regelmäßiger Bewegung wichtig für den Aufbau und Erhalt der Muskelmasse sind. Ein Geheimrezept fürs Zunehmen gebe es allerdings nicht, schränkt Pirlich ein, denn oft liege die Ursache in einem speziellen Lebensstil.
Wenn eine kalorienreiche Ernährung nicht ausreicht oder von dem Betroffenen nicht bewerkstelligt werden kann, könnten Trinknahrungen eine hilfreiche Alternative sein, erläutert der Ernährungsmediziner. »Wenn jemand gesund und jung ist, ist nicht medizinische Trinknahrung aus dem Supermarkt durchaus ein probates Mittel.« Für Senioren und erkrankte Menschen gibt es – am besten nach Rücksprache mit einem Arzt – Trinknahrung aus der Apotheke, die bei entsprechender Indikation auch verordnet werden kann.
Eine weitere Möglichkeit ist, Speisen mit Kohlenhydratpulver (Maltodextrin) und Eiweißpulver anzureichern. Pirlich empfiehlt auch hier, mit einer Ernährungsfachkraft durchzusprechen, wie der Betroffene dann genau vorgehen kann. Beide Pulver sollten parallel angewendet werden und mit Fett, am besten Öl, ergänzt werden. Sie sind vielseitig verwendbar und im Internet gibt es zahlreiche Seiten mit Anregungen, wie Speisen mit den Pulvern ergänzt und zubereitet werden können.
Wenn Appetitlosigkeit ein Problem ist, können pharmazeutische Fachkräfte einige Tipps geben: etwa kurz vor dem Essen auf Getränke zu verzichten, viele kleine Portionen (große Teller lassen die Portion kleiner erscheinen) über den Tag verteilt zu essen und gehaltvolle Snacks in der Wohnung zu deponieren. Hilfreich kann auch die Verwendung appetitanregender Kräuter und Gemüse in der Küche sein. Dazu zählen etwa Chicoree, Rucola, Radicchio, Basilikum, Estragon oder Lorbeer. Als Gewürze eignen sich beispielsweise Curry, Ingwer oder Zimt. Auch wichtig bei Appetitlosigkeit: vor dem Essen lüften und regelmäßige Bewegung an der frischen Luft.