Vorteil durch Tamoxifen altersabhängig |
Annette Rößler |
09.12.2024 16:20 Uhr |
Krebs ist (auch) eine Alterskrankheit. Doch erhält knapp ein Drittel der Patientinnen mit Brustkrebs die Diagnose bereits vor der Menopause. / © Adobe Stock/olga_sova
Der selektive Estrogen-Rezeptor-Modulator (SERM) Tamoxifen wird bei weiblichen und männlichen Patienten mit Estrogenrezeptor-(ER-)positivem Tumor eingesetzt, um nach der Erstbehandlung die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr der Krebserkrankung mit Fernmetastasen zu reduzieren. Die Therapie hat oft sehr belastende Nebenwirkungen, unter anderem weil die Frau durch das Medikament quasi über Nacht hormonell in einen Zustand versetzt wird, den sie normalerweise erst nach der Menopause erreicht. Daher müssen Vorteile und Nachteile der Therapie gut gegeneinander abgewogen werden.
Einen wichtigen Beitrag, um dies künftig differenzierter tun zu können, leistet die Arbeit eines Teams um Dr. Annelie Johansson vom Karolinska Institutet in Stockholm, deren Ergebnisse jetzt im »Journal of the National Cancer Institute« erschienen sind. Der Fokus der Forschenden lag dabei auf einer Unterscheidung zwischen prä- und postmenopausalen Patientinnen, wie Seniorautorin Dr. Linda Lindström, Associate Professor am Karolinska Institutet, in einer Pressemitteilung verdeutlicht: »Jüngere Frauen haben generell ein höheres Rückfallrisiko als ältere, aber in den meisten Studien mit antihormoneller Therapie wurden überwiegend postmenopausale Frauen untersucht. Wir wollten daher den langfristigen Nutzen der Therapie für beide Gruppen analysieren.«
Die Datengrundlage bildeten die Stockholm-Tamoxifen-Studien STO-2, STO-3 und STO-5, an denen in den Jahren 1976 bis 1997 insgesamt 3930 Frauen mit invasivem Brustkrebs teilgenommen hatten. Die aktuelle Auswertung stellt eine sekundäre Analyse von 1242 Patientinnen mit ER+/HER2--Brustkrebs dar, die randomisiert über zwei bis fünf Jahre entweder 40 mg Tamoxifen täglich oder keine endokrine Therapie erhielten. Von diesen waren 381 Frauen zu Therapiebeginn prämenopausal, was ziemlich genau dem üblichen Häufigkeitsverhältnis entspricht: Etwa 30 Prozent der Patientinnen mit Brustkrebs erhalten die Diagnose vor der Menopause.
In der Studie wurde das Auftreten von Fernmetastasen innerhalb von 20 Jahren nach der ursprünglichen Krebserkrankung erfasst. »Aus dem regionalen Brustkrebsregister haben wir eine nahezu vollständige Nachverfolgung aller Patientinnen und dies zusammen mit einer antihormonell unbehandelten Kontrollgruppe macht die Studie einzigartig«, verdeutlicht Johansson. Den Forschenden lagen zudem genaue Angaben zum Menopause-Status der einzelnen Teilnehmerinnen zum Diagnosezeitpunkt vor – auch das ein Alleinstellungsmerkmal, denn sonst werde diese Information anhand des Alters der Frauen meistens geschätzt, so Johansson. In der vorliegenden Studie wäre jedoch fast jede fünfte prämenopausale Frau fälschlicherweise als postmenopausal eingruppiert worden, wenn als Cut-off eine Altersgrenze von 50 Jahren gegolten hätte.