Vor den Virenjägern ist kein Erreger sicher |
Barbara Döring |
19.05.2025 07:00 Uhr |
Mitarbeitende des Bernhard-Nocht-Instituts nehmen zum Teil hochpathogene Krankheitserreger ins Visier. / © BNITM | Dino Schachten
Seit seiner Gründung als »Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten« am 1. Oktober 1900 durch den ersten Direktor Bernhard Nocht prägt das BNITM die Infektionsforschung weltweit. Es ist Deutschlands größte Einrichtung für Forschung, Versorgung und Lehre im Bereich tropentypischer und neu auftretender Infektionskrankheiten, Nationales Referenzzentrum für den Nachweis tropischer Infektionserreger, Konsiliarlabor für Bornaviren, WHO-Kooperationszentrum und ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft.
Anfänglich war die Arbeit eng mit der Kolonialmedizin verbunden, heute besteht eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen in Afrika, Asien und Lateinamerika, unter anderem zum Einfluss des Klimawandels auf Infektionen.
Aktuelle thematische Schwerpunkte sind unter anderem Malaria, hämorrhagische Fieberviren wie Lassa, Ebola oder Marburg, armutsbedingte und vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) sowie die Mechanismen der Übertragung von Viren durch Stechmücken. Das Institut verfügt über Laboratorien der höchsten biologischen Sicherheitsstufen und über mobile Laboratorien zur Bekämpfung globaler Ausbrüche hochpathogener oder hochinfektiöser Viren.
Die Cholera-Epidemie von 1892 hatte den letzten Anstoß zur Gründung des Instituts gegeben. Denn Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich der Hamburger Hafen zur Drehscheibe des Kolonialwarenhandels entwickelt und damit gelangten bislang unbekannte Krankheitserreger nach Deutschland. Unter anderem über das Trinkwassersystem konnten sie sich schnell ausbreiten. Die Stadt musste also ihr Abwasser- und Gesundheitssystem erneuern.
Die Bürgerschaft beschloss, den Marinearzt Nocht als Hafenarzt einzusetzen. In den ersten Jahren war das Institut im einstigen Verwaltungsgebäude des Seemannskrankenhauses an den Landungsbrücken untergebracht. Seinerzeit machten an der Malaria erkrankte Seeleute rund 40 Prozent der Patienten aus.
Der neue Hafenarzt erkannte den Bedarf, Ärzte im Umgang mit tropischen Erkrankungen fortzubilden. Auch die Hamburger Kaufleute hatten ein wirtschaftliches Interesse an der Entwicklung der Tropenmedizin. Sie setzten die neuen Erkenntnisse über Prävention auf ihren Schiffen um, damit die Mannschaften gesund und leistungsfähig blieben.
Die Forschung des BNITM konzentrierte sich zunächst auf die Untersuchung exotischer Erreger sowie ihrer Überträgerinsekten und führte zudem Studien an Reisenden und Seeleuten mit eingeschleppten Infektionen durch. Ab 1914 zog das Institut in den Neubau des Architekten Fritz Schumacher.