Von palliativer Hoffnung zur potenziellen Heilung |
Theo Dingermann |
04.06.2025 16:34 Uhr |
In die multizentrische Analyse waren 97 Patienten eingeschlossen, deren Myelom-Erkrankung sich als resistent gegenüber allen verfügbaren Therapielinien erwiesen hatte. / © Getty Images/Peoples Images/Bevan Goldswain
Ciltacabtagen Autoleucel ist eine CAR-T-Zellzubereitung, in der patienteneigene T-Zellen mit einem chimären T-Zellrezeptorkonstrukt ausgestattet werden, das gegen BCMA, das B-Zell-Reifungsantigen, gerichtet ist. Für diese Therapie kommen Patienten infrage, die an einem multiplen Myelom erkrankt sind und zuvor mindestens eine Therapie erhalten hatten, deren Erkrankung aber unter der letzten Therapie fortgeschritten ist.
Patienten mit rezidivierten/refraktären multiplen Myelom (RRMM), das bereits wiederholt handelt wurde, haben eine sehr schlechte Prognose. Bisher lag die mediane progressionsfreie Überlebenszeit bei weniger als sechs Monaten. Die mediane Gesamtüberlebenszeit lag bei etwa einem Jahr.
Jetzt berichten Forschende um Dr. Sundar Jagannath von der Icahn School of Medicine am Mount Sinai in New York im Rahmen des Krebskongresses ASCO 2025 und zeitgleich im Wissenschaftsjournal »Journal of Clinical Oncology« über eine Subgruppenanalyse der Phase-I/II-Studie CARTITUDE-1 (NCT03548207). Demnach verbesserte Carvykti die Gesamtüberlebensrate und das progressionsfreie Überleben deutlich bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom im Vergleich zur Standardtherapie.
In die multizentrische Analyse waren 97 Patienten eingeschlossen, deren Myelom-Erkrankung sich als resistent gegenüber allen verfügbaren Therapielinien erwiesen hatte. Diese Patienten hatten durchschnittlich neun verschiedene Medikamente erhalten, darunter Proteasom-Inhibitoren, Immunmodulatoren und monoklonale Antikörper.
Zum Zeitpunkt des Datenstopps waren von 97 Patienten, die Carvykti erhalten hatten, 45 am Leben und waren langfristig nachbeobachtet worden (46,4 Prozent). Die mediane Gesamtüberlebenszeit betrug 60,7 Monate. 32 Patienten (33 Prozent) lebten auch fünf Jahre nach der Behandlung mit Carvykti noch. Sie waren progressionsfrei, ohne dass sie eine weitere Antimyelom-Therapie erhalten hatten.
Bis auf einen Patienten (31 von 32) wurden allen überlebenden Patienten von den Mitgliedern des unabhängigen Überprüfungsausschusses eine strenge vollständige Remission als beste Reaktion attestiert. Eine nachweisbare Resterkrankung war bei diesen Patienten nicht erkennbar.
Diese Remissionen wurden von den Studienautoren als »außergewöhnlich« und bisher einzigartig bei dieser Erkrankung eingestuft. Obwohl die Therapie nicht bei allen Patienten wirksam war, wird nun das Erreichen einer funktionellen Heilung in Einzelfällen diskutiert. Dies gilt als ein Paradigmenwechsel in der Myelombehandlung.