Von der Diagnose zum Gedankenlesen? |
An einen Kopf werden viele Elektroden geklebt, die elektrische Aktivität des Gehirns aufzeichnen. Die Interpretation braucht viel Übung, auch mit Unterstützung von KI. / Foto: Adobe Stock/marcus leidner/EyeEm
Für den Laien sieht ein EEG-Aufbau etwas befremdlich aus: An einen Kopf werden viele kleine Metallplättchen, die Elektroden, geklebt und mit einem Computer verkabelt. Sie sollen die elektrische Aktivität des Gehirns aufzeichnen. Auf einem Bildschirm erscheinen Kurven in bestimmten Mustern, das Elektroenzephalogramm – ebenfalls EEG genannt. Die Muster lassen sich zum einen aktiv beeinflussen, etwa durch das Schließen der Augen. Zum anderen können Fachleute je nach Verlauf der Linien auch Krankheiten wie Epilepsie erkennen.
»Man braucht viel Expertise, um Böses von Sachen zu unterscheiden, die nur böse aussehen, aber nicht böse sind«, erklärt der Leiter des Epilepsie-Zentrums am Klinikum der Universität München, Jan Rémi. Um etwa Epilepsie zu diagnostizieren, könne das EEG nach einem Anfall angelegt werden. Zeigten die Kurven ein bestimmtes Schema, habe der Patient Epilepsie. Schlage eine medikamentöse Behandlung nicht an, könne man mit einem EEG auch die Gehirnregionen bestimmen, von denen die Epilepsie ausgehe – und diese im Zweifel entfernen.
Für die endgültige Diagnose werde das menschliche Auge immer wichtig bleiben, ist Rémi überzeugt. Aber mithilfe Künstlicher Intelligenz ließen sich künftig etwa charakteristische Linien vorfiltern, die dann noch überprüft werden müssten. EEG-Signale mit ihren Hunderten und Tausenden von Wellen böten zig Analysemöglichkeiten, die künftig mithilfe von KI besser ausgewertet werden könnten. »Vom Gedankenlesen sind wir noch weit entfernt. Aber ich glaube schon, dass man in den nächsten Jahren erkennen kann, ob jemand lügt oder nicht.«