Vom Vorturner zum Apotheken-Teammanager |
Was macht die eigene Apotheke zu einem attraktiven Arbeitsplatz? Tipps und Tricks verriet der Österreicher Klaus Schirmer beim PZ-Management-Kongress. / Foto: PZ/Alois Müller
Dass gute Führung nicht so leicht ist, wie er anfangs dachte, lernte Klaus Schirmer auf die harte Tour, als er 2005 eine Apotheke in der österreichischen Kleinstadt Villach übernahm. Damals wollte er beweisen, dass er alles besser konnte als andere Apothekenleiter, einschließlich der Mitarbeiterführung. Damit alles perfekt nach seinen Vorstellungen lief, machte er kurzerhand alles selber. »Das war sehr gut für die Low-Performer unter den Mitarbeitern, die schnell lernten, dass sie sämtliche Aufgaben an mich delegieren konnten«, schilderte Schirmer. Die High-Performer fühlten sich hingegen unterfordert und sahen keine Perspektive für sich in der Firma. Die Folge: Innerhalb kurzer Zeit kündigten neun von zehn Mitarbeitern, die Apotheke stand kurz vor der Insolvenz.
Gewann 2017 mit seinem Team die Auszeichnung als bester Arbeitgeber: der Apotheker, Coach und Buchautor Klaus Schirmer. / Foto: PZ/Alois Müller
An diesem Tiefpunkt brachte den Österreicher ein Schlüsselerlebnis zum Umdenken. Bei einem Rennen von Schlitten-Hunden erlebte er, mit welcher Kraft Huskys im wahrsten Sinne des Wortes an einem Strang zogen. Doch was motivierte sie, mit solcher Kraft und Leidenschaft ein gemeinsames Ziel zu verfolgen? Nach dieser Erfahrung entwickelte Schirmer das »Husky-Prinzip«. In der Folge sah er sich als Führungskraft nicht mehr in der Rolle eines »Vorturners«, sondern sein Fokus verschob sich auf die Fähigkeiten und Kenntnisse der Teammitglieder. Um die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, definierte er zunächst, welche Werte und Kompetenzen ihm in seinem Team wichtig sind.
»Um eine Apotheke erfolgreich zu managen, braucht man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich leidenschaftlich dafür einsetzen, den Kunden einen Mehrwert zu bieten«, erläuterte Schirmer. Entscheidend sei auch, die Stärken der einzelnen Teammitglieder zu erkennen und diese entsprechend einzusetzen. Schirmer nannte als Beispiel die »Menschen-Menschen« und die »Dinge-Menschen«. Während erstere die Interaktion liebten und daher am besten in der Kundenberatung zum Einsatz kämen, seien letztere besser im Back-Office aufgehoben, wo sie durch ihre Gewissenhaftigkeit zum Erfolg der Firma beitrügen.
Wichtig sei zudem, Strukturen und Spielregeln im Unternehmen zu schaffen, führte Schirmer aus. Ein Grundsatz in seiner Apotheke laute beispielsweise, dass es nur Lösungen geben könne, die sowohl die Kunden als auch die Mitarbeiter und die Firma zufriedenstellten. Dies garantiere einen Ausgleich der verschiedenen Interessen. Sinnvoll sei es auch, ein Leitbild zu definieren, auf das sich die Beschäftigten verlassen könnten. So lege er in seinem Team großen Wert auf Vertrauen, gegenseitige Wertschätzung, hochwertige Leistung, ständige Verbesserung und Großzügigkeit.
Ein weiterer wichtiger Baustein bestehe darin, ein gutes Arbeitsklima und eine gute Unternehmenskultur zu etablieren. Wie es um das Klima eines Teams bestellt sei, zeige sich laut Schirmer am Umgang mit Fehlern. »Wenn jemand einen Fehler gemacht hat, sollte der Apothekenleiter ihn nicht bloßstellen, sondern nachfragen, wie es dazu kam«, empfahl er.
Auch die Bedeutung von Lob werde häufig unterschätzt. »Wenn die Chefin oder der Chef durch ein Lob gute Leistung anerkennt, motiviert dies die Mitarbeiter ungemein und fördert den Teamgeist«, so Schirmer. Er sprach sich zudem für eine gepflegte »Feierkultur« aus. »Feiern sind eine gute Gelegenheit, sich auch mal bei den Mitarbeitern zu bedanken.« Weiterhin empfahl er, sich hohe Ziele im Team zu setzen. Dabei sprach er aus Erfahrung. Denn etliche Jahre nach dem Fiasko in seiner Apotheke gelang es seinem Team und ihm 2017 mit vereinten Kräften, in Österreich den Titel als bester Arbeitgeber zu erringen.