Vollblut rettet Leben – ist aber in Deutschland verboten |
Brigitte M. Gensthaler |
12.09.2025 14:00 Uhr |
Sauer skizzierte besondere Herausforderungen der Blutversorgung bei Naturkatastrophen, Terroranschlägen oder in militärischen Konflikten – wenn der Bedarf rapide ansteigt. Zerstörte oder blockierte Transportwege, IT- und Kommunikationssysteme, Mangel an medizinischem Personal und Spendern sowie eine beschädigte Infrastruktur, etwa bei Krankenhäusern, Blutspende-Einrichtungen oder -Lagerstätten, könnten die Lage erheblich verschärfen.
Zu bedenken seien auch Lieferengpässe bei essenziellen Materialien wie Blutbeutelsystemen oder Laborausstattung. »Corona hat uns gezeigt, dass Lieferketten schnell an ihre Grenzen stoßen«, so Sauer. Man müsse über die Herstellung und Vorhaltung von Materialien in Europa nachdenken.
Um den Herausforderungen zu begegnen, müssten nationale und internationale Krisenpläne erstellt werden. Dies könne nur als gesamtstaatlicher Ansatz unter Einbeziehung aller Beteiligten gelingen. Es gehe unter anderem darum, wie Menschen kurzfristig für eine Blutspende mobilisiert und die Spenden gelagert werden, wie Materialbevorratung sichergestellt werden und Blutprodukte unbürokratisch über Grenzen hinweg verteilt werden können. »Auf NATO-Ebene befassen wir uns stark mit der Interoperabilität.«
Dennoch ist und bleibt Blut ein rares Gut. »In akuten Krisen melden sich erfahrungsgemäß viele Leute zum Blutspenden, weil die Motivation hoch ist«, sagte die Ärztin. Je nachdem, wie lange die Krise dauert, werde es irgendwann eine Mangel-Ressourcenverteilung geben müssen. Der Standardbedarf an Blut für planbare Operationen müsse eingeschränkt werden.
In einem längeren militärischen Konflikt komme es zu einer Dauer-Unterversorgung, sagte sie mit Blick auf die Ukraine. »Da muss man triagieren.« Gemeint ist die Entscheidung, wer überlebenswichtige Geräte oder Produkte erhält, wenn nicht genügend für alle vorhanden ist. Man müsse dann überlegen, wie man möglichst viele Patienten möglichst gut versorgen könne, fasste Sauer zusammen.