Virusvariante aus Indien unter besonderer Beobachtung |
In Großbritannien sind vor allem mehrere Städte in Mittelengland betroffen, aber auch der Westlondoner Bezirk Hounslow sowie die schottische Großstadt Glasgow. Allerdings gibt es hier zumindest auch Anzeichen dafür, dass die Impfungen gegen die Variante wirken dürften: So war bislang die Mehrheit der an der Virusvariante schwer erkrankten Menschen noch nicht geimpft.
Nach RKI-Angaben deuten erste Laborexperimente darauf hin, dass die Wirksamkeit von Impfstoffen bei dieser Mutante nicht substanziell beeinträchtigt ist. Von US-Forschern vorgestellte vorläufige Daten bestätigten dies gerade erst. Gesicherte Aussagen lassen sich aber auch hier noch nicht treffen. Eine noch nicht von Experten begutachtete Studie aus Indien über den auf dem Subkontinent verwendeten Impfstoff Covaxin zeigt, dass dessen Wirksamkeit bei B.1.617 wohl zwar im Vergleich zum Wildtyp etwas vermindert sein könne, aber noch in etwa so gut sei wie bei B.1.1.7. «Ein Grund zur Sorge, dass die Impfungen durch diese Virusvariante ihre Wirksamkeit verlieren, besteht aktuell nicht», sagt Ende April der Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der Berliner Charité, Leif-Erik Sander, dem Science Media Center.
Das wissenschaftliche Beratergremium Sage schrieb in einem aktuellen Bericht, es sei «realistisch», dass die Variante bis zu 50 Prozent ansteckender sein könnte als die bereits als sehr ansteckend geltende Variante B.1.1.7. Britische Modellierer befürchten daher schlimmstenfalls eine weitere Infektionswelle ähnlich der Welle im Winter mit Zehntausenden Toten.
Etliche der in Großbritannien bisher aufgetretenen Fälle der Variante werden auf Einreisende aus Indien zurückgeführt. Das Land steht erst seit Ende April auf der «roten Liste», bei der in England eine Quarantäne im Hotel vorgeschrieben ist. Die Bundesregierung stuft Großbritannien trotz niedriger Infektionszahlen seit Sonntag wieder als Corona-Risikogebiet ein. Grund sei das «zumindest eingeschränkte Vorkommen» der zuerst in Indien festgestellten Virusvariante, hieß es. Nach Daten der WHO ist B.1.617 mittlerweile in mehr als 40 Ländern nachgewiesen worden.