Vielfältig ernähren, Allergien vorbeugen |
Carolin Lang |
17.01.2024 09:00 Uhr |
Eine Vielfalt an Nahrungsmitteln im ersten Lebensjahr schütze vor Allergien, erklärte Dr. Sandra Schuh beim Fortbildungskongress Pharmacon. / Foto: Adobe Stock/Reicher
»Die Ernährung in der Kindheit und in bestimmten Lebensstadien hat einen Einfluss auf das Risiko für die Entwicklung von Allergien«, erklärte die Oberärztin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Augsburg. Generell gelte: »Vielfalt an Nahrungsmitteln im ersten Lebensjahr schützt vor Allergien«, etwa vor Neurodermitis, Asthma und Nahrungsmittelallergien.
Zu den häufigsten Nahrungsmittelallergien im Kindesalter gehörten solche gegen Hühnereiweiß, Kuhmilch und Erdnüssen. In den ersten zwei Lebensjahren liege die Inzidenz für eine Hühnereiallergie bei 2 Prozent und die für eine Milchallergie bei 0,5 Prozent, informierte Schuh. Als Risikofaktoren für eine Nahrungsmittel-Sensibilisierung gelte etwa die atopische Dermatitis oder speziell für die Hühnereiallergie eine Antibiotikagabe in der ersten Lebenswoche.
Dr. Sandra Schuh, Oberärztin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Augsburg / Foto: PZ/Alois Müller
Um einer Allergie vorzubeugen, sollten potente Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr deshalb jedoch nicht gemieden werden, stellte Schuh klar. Im Gegenteil könne eine verzögerte Einführung in die Ernährung das Risiko für Nahrungsmittelallergien erhöhen. Die regelmäßige Gabe sei daher empfehlenswert. So könne zur Prävention der Hühnereiallergie durcherhitztes – kein rohes! – Hühnerei mit der Beikost eingeführt und regelmäßig weitergegeben werden.
»Häufig verwachsen sich Nahrungsmittelallergien im Kindesalter«, schilderte Schuh weiter. So würden 69 Prozent der Kinder innerhalb eines Jahres tolerant gegen Kuhmilch und 50 Prozent gegen Hühnerei. Doch könne die Allergie auch bis ins Erwachsenenalter persistieren. Als Risikofaktor dafür gelte etwa ein höheres Alter bei Krankheitsbeginn.
»Bei den Erwachsenen spielt die Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergie die wichtigste Rolle«, erklärte die Referentin. 82 Prozent der Patienten hätten ein orales Allergiesyndrom und reagierten zum Beispiel auf Aprikosen, Äpfel und Nüsse. 45 Prozent hätten gastrointestinale Beschwerden.
Um das Allergierisiko zu reduzieren riet Schuh neben einer frühen großen Nahrungsmittelvielfalt generell zu einem hohen Anteil an natürlichen, also unprozessierten Nahrungsmitteln. Unabhängig von der Ernährung könne ein intensiver Kontakt zu Nutztieren, eine natürliche Geburt, Stillen, Impfungen, viel Zeit im Freien, ein limitierter Einsatz von Antibiotika und Desinfektionsmitteln in der frühen Kindheit sowie der Umgang mit Gleichaltrigen von Vorteil sein.
»Man hat festgestellt, dass in atopischer Haut eine erhöhte Salzkonzentration zu finden ist«, legte Schuh dar. Natriumchlorid induziere in der Haut eine TH2-Antwort, wodurch Interleukin-4 ausgeschüttet und eine Entzündung aufrechterhalten werde. Zudem vermehre sich Staphylococcus aureus, das bei der atopischen Dermatitis eine wichtige Rolle spiele, in salzreicher Umgebung. Im Umkehrschluss bedeute dies: »Salzrestriktion bei Kindern mit atopischem Ekzem ist extrem wichtig, um diese Kaskade zu unterbrechen.«