Viele Medien greifen Protesttag auf |
Cornelia Dölger |
12.06.2023 16:00 Uhr |
Die »Bild«-Zeitung titelte am Wochenende »Streik-Alarm! : Lauterbach gegen mehr Geld für Apotheker« und zitiert den Bundesgesundheitsminister folgendermaßen: »Die gesetzlichen Krankenkassen klagen über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzt die Mittel. Unter diesen Umständen ist für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum.«
»Bild« rechnet gewohnt populistisch vor, dass die Honorarforderung von derzeit 8,35 Euro auf 12 Euro pro Packung bei zuletzt 602 Millionen Packungen verschreibungspflichtiger Medikamente zulasten der GKV die Krankenkassen 2,2 Milliarden Euro im Jahr zusätzlich kosten würden. Zudem betitelt die Boulevard-Zeitung die Apotheken als »klare Profiteure der Pandemie«. Dem hatte die Apothekerschaft immer vehement widersprochen, da die temporären Mehreinnahmen auch auf besonderen Leistungen wie Testungen und Maskenverteilung sowie überdurchschnittlicher Beanspruchung der Apothekenteams mit zahllosen Überstunden beruhten.
»Wir müssen laut sein, es geht jetzt ums große Ganze«, zitiert am heutigen Montag die Süddeutsche Zeitung die Apothekerin Lucas, die auch im »Tagesschau«-Beitrag vorkam. Sie sowie eine Apothekeninhaberin aus Dresden sind Protagonistinnen eines ausführlichen Artikels auf der ersten Wirtschaftsseite der überregionalen Zeitung.
Die Dresdnerin Sylvia Trautmann berichtet darin über die zunehmenden Probleme im Apothekenalltag. »Wer kann heute überhaupt noch zu einem Gehalt von 2004 arbeiten? Ich kenne niemanden.« Wie auch die »Tagesschau« berichtet die SZ von den seit Jahren sinkenden Apothekenzahlen; zuletzt war die Marke im vergangenen März auf unter 18.000 gefallen – so wenige Apotheken gab es zuletzt vor 40 Jahren.
Die Wochenzeitung »Die Zeit« berichtete unter anderem unter dem Titel »Protest auf Rezept« über die Pläne. Wie auch die SZ zog die Autorin eine Apothekerin als Beispiel für die Sorgen der Branche heran: Neben Lieferengpässen, steigenden Kosten und überbordender Bürokratie sind das bekanntlich der massive Personal- und Nachwuchsmangel sowie auch der ewige Zwist mit den Krankenkassen, Stichwort: Nullretaxationen.
Von diesem Vorgehen, das die Zahlungsverweigerung der Kassen bei formalen Fehlern auf den Rezepten oder Abweichen von Rabattverträgen beschreibt, dürften zuvor nicht allzu viele Leserinnen und Leser außerhalb der Fachkreise gehört haben. Dass mit dem Bericht also auch Einblicke ins Innenleben der Branche gewährt wurden, dürfte der Apothekerschaft und der Akzeptanz ihrer Protestpläne zugutekommen.