Pharmazeutische Zeitung online
Großbritannien

Viele Durchfallerkrankungen durch Kryptosporidien

In Großbritannien treten derzeit Durchfallerkrankungen in ungewohnt hoher Zahl auf, die von Kryptosporidien verursacht werden. Die Infektionen mit diesen Darmparasiten werden auch in Deutschland häufiger.
Christina Hohmann-Jeddi
17.11.2023  18:00 Uhr

Kryptosporidien sind einzellige Parasiten, die bei Menschen Durchfallerkrankungen verursachen können. In Großbritannien verursachen zwei Spezies der Gattung derzeit einen größeren Ausbruch, wie Autoren um Dr. Lewis Peake von der United Kingdom Health Security Agency in London aktuell im Fachjournal »Eurosurveillance« mitteilen. Demnach wurden zwischen der 33. und 39. Kalenderwoche insgesamt 2411 laborbestätigte Fälle von Kryptosporidiose gemeldet, davon 2032 in England, 163 in Wales, 127 in Schottland und 89 in Nordirland.

Die Fälle wurden in fast allen Regionen der vier Landesteile festgestellt. Angesichts der Streuung sei eine lokale Exposition vermutlich nicht der Auslöser des deutlichen Anstiegs der Fallzahlen, heißt es in dem Artikel. Eine Zunahme der Fallzahlen sei in den Monaten Juli bis November erwartbar, doch die aktuelle Infektionswelle sei eine »noch nie dagewesene und anhaltende Überschreitung« von Kryptosporidiose-Fällen.

In Befragungen hätten mehr als die Hälfte der Infizierten angegeben, in den 14 Tagen vor Beginn der Infektion eine Reise unternommen zu haben. Besonders häufig waren dabei Spanien oder andere Mittelmeerländer das Ziel gewesen. Schwimmen – im In- oder Ausland – könne zu der aktuellen Kryptosporidiose-Welle beitragen, schreiben die Autoren. Lebensmittel als Infektionsquelle könnten aber nicht ausgeschlossen werden.

Auch in Deutschland steigen die Erkrankungszahlen: Im Jahr 2023 wurden bis zur 44. Kalenderwoche 2157 Kryptosporidiosen gemeldet, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 1712, berichtet das Robert-Koch-Institut (RKI) im aktuellen »Epidemiologischen Bulletin« (Nummer 45/2023) vom 9. November. Den RKI-Angaben zufolge lagen die von 2001 bis 2013 übermittelten Fälle bei 800 bis 1500 pro Jahr.

Infektion über Bade- und Trinkwasser

Kryptosporidien sind parasitäre Protozoen, von denen bisher 19 Spezies beschrieben sind. Menschliche Erkrankungen gehen vor allem auf Cryptosporidium hominis und C. parvum zurück, seltener C. canis oder C. felis, informiert das RKI in seinem Erregersteckbrief. Infizierte scheiden die Dauerform des Erregers, die sogenannten Oozysten, fäkal aus, in denen Sporozoiten enthalten sind. Die Infektion erfolgt überwiegend durch die Aufnahme von mit Oozysten kontaminiertem Wasser (Trinkwasser, Eiswürfel oder auch Badewasser). »Aber auch fäkal-orale Übertragungen von Mensch zu Mensch, Tier zu Mensch oder Infektionen durch kontaminierte Lebensmittel sind möglich«, heißt es vom RKI. Gelangen die Oozysten in den Magen-Darm-Trakt, werden im Dünndarm die Sporozoiten freigesetzt. Dort starten sie einen komplexen Vermehrungszyklus, der schließlich wieder zur Ausscheidung von Oozysten führt.

Kryptosporidien-Infektionen können asymptomatisch bleiben oder zu Durchfällen führen, die vor allem bei Immunsupprimierten und Säuglingen auch schwer verlaufen und zu massivem Flüssigkeitsverlust führen können. Zusätzlich können Bauchschmerzen, Übelkeit, Fieber und Gewichtsverlust auftreten. Meist endet die Symptomatik nach ein bis zwei Wochen, bei Immunsupprimierten und Säuglingen kann sie aber länger andauern.

Diagnostiziert wird eine Kryptosporidiose in der Regel durch den mikroskopischen Nachweis der Oozysten aus Stuhlproben – am besten aus drei Proben von verschiedenen Tagen. Die Erreger lassen sich allerdings auch mittels ELISA- oder PCR-Tests nachweisen. Eine kausale Therapie gibt es bisher nicht, weshalb die Erkrankung mit Flüssigkeits- und Elektrolytersatz symptomatisch therapiert wird.

Mittel der Prävention

Eine Übertragung der Erreger lässt sich verhindern, indem die Oozysten abgetötet werden, etwa durch Abkochen von Wasser. Gegen Chlorierung von Trinkwasser und viele Desinfektionsmittel sind sie dagegen vergleichsweise resistent. Eine gute Hygiene senkt das Ansteckungsrisiko, daher sollten nach jeder Toilettenbenutzung, jedem Kontakt mit Windeln sowie Abwasser, Gartenerde und Haustieren, ebenso vor der Nahrungszubereitung und dem Essen gründlich die Hände gewaschen werden, schreibt das RKI. Denn Rinder, Pferde, Ziegen und Schafe, aber auch Hunde, Katzen und Vögel können humanpathogene Arten von Kryptosporidien beherbergen.

Eine weitere Maßnahme, um die Verbreitung der Erreger zu reduzieren, ist, dass infizierte Personen nicht ins Schwimmbad gehen sollten. Während der Symptomatik und bis zu 14 Tage nach Abklingen der Erkrankung sollte auf Schwimmen in Schwimmbädern oder Badegewässern verzichtet werden. Das gilt insgesamt für Durchfallerkrankungen, damit keine chlorresistenten Pathogene ins Wasser gelangen. So sollte auch zu Beginn des Schwimmbadbesuchs am besten mit Seife geduscht werden – das reduziert die Zahl der Keime, die ins Wasser getragen werden, erheblich.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa