Viel Fleisch könnte das Demenzrisiko erhöhen |
Möglicherweise kann das Demenzrisiko durch weniger Fleischverzehr verringert werden. Was zählt, sind Nüsse und andere Pflanzenkost. / © Getty Images/wildpixel
Angesichts der alternden Bevölkerung haben Studien zum Thema Anti-Aging Hochkonjunktur. Gerade ist wieder eine in der Fachzeitschrift »Neurology« erschienen, die neue Erkenntnisse zum Thema Gehirnalterung bringt. Demnach scheint es von Vorteil zu sein, wenn weniger Fleisch auf dem Speiseplan steht.
Für die Publikation wurden zwei große US-amerikanische Kohortenstudien aus der Vergangenheit neu ausgewertet, nämlich die Nurses’ Health Study (NHS) und die Health Professionals Follow-Up Study (HPFS). Teilnehmende waren Ärzte und andere Mitarbeitende im Gesundheitswesen. Sie wurden unter anderem alle zwei bis vier Jahre nach ihren Ernährungsgewohnheiten befragt.
Nach bis zu 43 Jahren nahmen die Forschenden um Dr. Yuhan Li von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston eine standardisierte Demenzprüfung vor. Dabei wurden die kognitiven Fähigkeiten bei einem Teil der Teilnehmenden in einem Telefoninterview objektiv geprüft; eine subjektive Bewertung erfolgte durch die Teilnehmenden selbst.
Von den ursprünglich 133.771 Personen wurde bei 11.173 eine Demenz festgestellt. Teilnehmende, die täglich mehr als 21 g verarbeitetes Fleisch (wie Wurst und Speck) aßen, hatten im Vergleich zu einer täglichen Menge unter 8,5 g ein um 13 Prozent erhöhtes Risiko für Demenz und ein 14 Prozent höheres Risiko, sich selbst als vermindert kognitiv leistungsfähig einzustufen. Eine höhere Aufnahme von Fleisch war mit einer 1,61-fach schnelleren Alterung der Kognition und einer 1,69-fach schnelleren Alterung des Wortgedächtnisses verbunden.
Rotes Fleisch in unverarbeiteter Form schien sich weniger stark auszuwirken: Verzehrten die Probanden davon täglich mehr als eine Portion (85 g), war dies verglichen mit weniger als einer halben Portion mit einem 16 Prozent höheren Risiko für eine subjektive Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit verbunden.
Wurde eine Portion verarbeitetes Fleisch durch eine Portion Nüsse oder Hülsenfrüchte/Gemüse ersetzt, führte das zu einem 19 Prozent geringeren Risiko für eine objektive Demenzdiagnose und einer 1,37-mal langsameren kognitiven Alterung.
Wodurch diese Unterschiede zustande kommen, ist noch unklar. Die Autoren wollen dazu auch die Darmflora unter die Lupe nehmen. Einige Darmbakterien stellen aus Fleisch Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) her, das in der Vergangenheit in Untersuchungen mit Alterserkrankungen in Verbindung gebracht wurde. TMAO fördert womöglich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle, Alzheimer oder Nierenerkrankungen.
»Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse zu einer größeren Berücksichtigung des Zusammenhangs zwischen Ernährung und kognitivem Verfall führen«, sagt der korrespondierende Autor Dr. Daniel Wang in einer Mitteilung. Die Ernährungsleitlinien würden sich derzeit zu sehr auf die Vermeidung von Herzerkrankungen und Diabetes konzentrieren. Die geistige Leistungsfähigkeit finde noch zu wenig Beachtung.
Allerdings seien weitere Untersuchungen notwendig, um die Ergebnisse zu überprüfen, auch bei unterschiedlichen ethnischen Gruppen.