Vibegron dämpft Inkontinenz |
Brigitte M. Gensthaler |
01.10.2024 16:00 Uhr |
Eine überaktive Blase ist mehr als lästig. Der neue Arzneistoff Vibegron reduziert Harndrang und Inkontinenzvorfälle. / Foto: Getty Images/Peter Dazeley, PZ-Grafik
Vibegron ist ein selektiver β3-Adrenozeptoragonist mit sehr geringer Affinität zu β1- und β2-Adrenorezeptoren. Die Aktivierung von β3-Rezeptoren im Detrusormuskel der Blase erhöht die Blasenkapazität, da die glatte Muskulatur während der Blasenfüllung entspannt wird. Der Patient nimmt einmal täglich eine 75-mg-Filmtablette ein (Obgemsa™, Pierre Fabre Pharma).
Die Wirksamkeit wurde in der zwölfwöchigen, doppelblinden, placebo- und aktiv kontrollierten Phase- III-Studie EMPOWUR bei rund 1500 Patienten mit überaktiver Blase, imperativem Harndrang und hoher Miktionsfrequenz mit oder ohne Dranginkontinenz untersucht. Die Patienten erhielten einmal täglich Vibegron 75 mg, Placebo oder Tolterodin retard 4 mg. Das neue Medikament reduzierte die Zahl an täglichen Miktionen sowie an täglicher (Drang-)Inkontinenz signifikant besser als Placebo und tendenziell besser als Tolterodin. Auch das Miktionsvolumen nahm ab. Der Effekt trat innerhalb von zwei Wochen ein und blieb über zwölf Wochen erhalten. Im Vibegron-Arm brachen 1,7 Prozent der Patienten die Therapie wegen Nebenwirkungen ab, unter Tolterodin waren es 3,3 und unter Placebo 1,1 Prozent.
Eine anhaltende Wirksamkeit wurde auch in der doppelblinden Verlängerungsstudie mit rund 500 Patienten über insgesamt 52 Wochen gezeigt. 41 Prozent der Patienten im Vibegron-Arm hatten zu Woche 52 gar keine Dranginkontinenz-Episoden mehr (34 Prozent unter Tolterodin); bei 61 Prozent waren diese Episoden um mindestens 75 Prozent reduziert (versus 54 Prozent).
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Harnwegsinfektion, Kopfschmerzen, Diarrhö und Übelkeit.